Rezessionsängste Britische Krisensymptome
25.07.2008, 12:54 UhrDie Immobilien- und Finanzkrise hat das Wachstum der britischen Wirtschaft im Sommer nahezu zum Stillstand gebracht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zum Vorquartal nur noch um 0,2 Prozent zu, wie das Statistikamt in London mitteilte.
Ein derart schwaches Wachstum hatte es zuletzt vor mehr als drei Jahren gegeben. Der private Hausbau ist nach dem langjährigen Boom eingebrochen, da die Häuserpreise seit Monaten im freien Fall sind. Auch der Servicesektor, der jahrelang den Wachstumsmotor spielte, ist durch die Finanzkrise ins Stottern geraten. Mit einem Zuwachs von 2,1 Prozent zum Vorjahr ergab sich der niedrigste Wert seit Ende 1992 - damals kämpfte sich das Land gerade aus der Krise. Aus dem Kreis der Notenbanker und unter Experten werden warnende Stimmen laut, dass den Briten nun erneut eine Rezession bevorstehen könnte.
"Im zweiten Halbjahr wird die Wirtschaft möglicherweise schrumpfen. Die Kreditkrise, die fallenden Hauspreise und die steigenden Lebensmittel- und Energiekosten fordern ihren Tribut", sagte James Knightley vom Geldhaus ING. Politik und Notenbank könnten aber nichts mehr tun, um die Malaise abzuwenden. Zuletzt hatte der englische Notenbanker David Blanchflower vor einer drohenden Rezession gewarnt. Der als geldpolitische Taube geltende Zentralbanker plädierte im Juli vergebens für eine Zinssenkung, um der lahmenden Wirtschaft auf die Beine zu helfen.
Die englische Notenbank steckt aber in einem Dilemma, da sie auch die hohe Teuerung in Schach halten muss. Zinssenkungen würden jedoch Kredite für Verbraucher und Unternehmen verbilligen und so die Inflation weiter anheizen.
Hausbaubranche spürt Flaute
Der Staat hatte zuletzt dem schwächelnden Bau mit der Vergabe von Aufträgen für Infrastrukturprojekte vor dem Schlimmsten bewahrt. Dennoch fiel das Plus in diesem Sektor mit 0,7 Prozent im zweiten Quartal so schwach aus wie seit dem Herbst 2005 nicht mehr. Auch die Hausbaubranche spürt die Flaute: Rund 4000 Jobs sollen wegfallen. Die Zukunft sieht nicht rosig aus, da die Vergabe neuer Hypothekenkredite auf ein Rekordtief gefallen ist.
Die sinkende Nachfrage dürfte die Häuserpreise weiter unter Druck bringen und damit auch die gesamte Branche. Der Sektor macht allerdings nur sechs Prozent des BIP aus, der Dienstleistungsbereich hingegen fast Dreiviertel des Bruttoinlandsprodukts. Obwohl es im Servicebereich im zweiten Quartal insgesamt schwach lief, lieferte das Transport- und Kommunikationsgewerbe einen Lichtblick. Mit einem Plus von 2,2 Prozent im Quartal wurde der größte Zuwachs seit Anfang des Jahrzehnts verbucht.
Quelle: ntv.de