Meldungen

Was macht von Grünberg? Brüchige Conti-Front

Der Aufsichtsrat des Autozulieferers Continental will das Übernahmeangebot der Schaeffler-Gruppe erst nach einer Konkretisierung bewerten. Bislang sei habe der Aufsichtsrat die Entscheidung der Schaeffler-Gruppe zur Abgabe eines Übernahmeangebotes lediglich "zur Kenntnis genommen", teilte der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Hubertus von Grünberg, mit. Sobald dieses Angebot ausreichend konkretisiert sei, werde es im Aufsichtsrat dazu einen Meinungsbildungsprozess geben.

Zuvor hatten Medien übereinstimmend berichtet, von Grünberg sei einem Angebot der Schaeffler-Gruppe gegenüber nicht abgeneigt. Die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und das "Handelsblatt" hatten unter Berufung auf Unternehmenskreise geschrieben, von Grünberg habe sich in der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Dienstag für die Übernahme durch Schaeffler ausgesprochen. Die "Financial Times Deutschland" zitierte aus dem Umfeld eines Conti-Vorstands, wonach die Vorstände sauer seien und vermuteten, dass von Grünberg als "U-Boot" fungiert habe.

Arbeitnehmer zwischen den Fronten

Conti-Chef Manfred Wennemer hatte dagegen die Offerte zuvor massiv zurückgewiesen und Schaeffler heftig angegriffen. Wennemer warf den Franken unlautere Methoden und Verlogenheit vor, was Schaeffler zurückwies. Die Conti-Arbeitnehmer hielten vorerst noch zu Wennemer, hieß es im Umfeld des Unternehmens weiter. Sie wollten es sich aber auch mit Schaeffler für den Fall der Fusion nicht verderben. Zudem sei ihnen ein deutscher strategischer Investor lieber als eine eventuelle Übernahme durch einen Finanzinvestor oder ein ausländisches Unternehmen. Zuletzt hatten die Gewerkschaften vor einer Übernahme durch Schaeffler gewarnt, weil sie eine Zerschlagung von Conti und einen Jobabbau befürchten.

Schaeffler hatte am Dienstag eine gut elf Milliarden Euro schwere Offerte für Conti vorgelegt, sich zuvor jedoch über sogenannte Swaps den Zugriff auf 36 Prozent der Aktien gesichert. Dazu wurden Derivategeschäfte mit mehreren Banken eingesetzt, wodurch Schaeffler nach eigener Darstellung auf legalem Weg eine Stimmrechtsmeldung vermied. Derzeit prüft die Finanzaufsicht BaFin die Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens. "Wir sind noch dabei, das Verfahren dauert an", sagte eine Behördensprecherin.

Bridgestone oder Pirelli als "weiße Ritter"

Conti erarbeitet derzeit eine Abwehrstrategie gegen das als feindlich erachtete Übernahmeangebot. Dabei will der Konzern unter anderem Gespräche mit Investoren führen. Ihnen gegenüber wird der Autozulieferer wohl auf die drohende Herabstufung der Bonitätseinschätzung durch Ratingagenturen hinweisen.

Zu möglichen Abwehrmaßnahmen gehören auch ein Aktienrückkauf und eine Kapitalerhöhung - beides würde die Übernahme für Schaeffler deutlich verteuern. Auch ein Gegengebot durch einen genehmeren Investor wäre möglich. Der italienische Reifenhersteller Pirelli - dem Interesse an der nach einer Übernahme möglicherweise zum Verkauf gestellten Conti-Reifensparte nachgesagt wird - dementierte jegliches Interesse. Der in Medienberichten als möglicher Interessent genannte japanische Reifenhersteller Bridgestone lehnte eine Stellungnahme ab.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen