Postbank heiß begehrt Bund hat keine Eile
18.02.2008, 13:50 UhrBundesfinanzminister Peer Steinbrück will sich bei Gesprächen über einen möglichen Verkauf der Postbank nicht unter Zeitdruck setzen lassen. "Die Politik wäre bescheuert, wenn sie etwas festlegen würde, was ihre Verhandlungsposition schwächen würde", sagte der SPD-Politiker.
Einen Bericht des "Handelsblatts", der Bund befürworte einen Verkauf der Postbank an die Commerzbank, bezeichnete er als Spekulation. Das gelte auch für einen Bericht der "Rheinischen Post", wonach die Postbank an die Deutsche Bank verkauft werden solle. "Was ich höre, ist teilweise absurd", sagte der Finanzminister. "Da ist viel im Raum, da ist viel Gerüchteküche."
Der Bund hält über die staatliche Förderbank KfW rund 31 Prozent der Aktien am Postbank-Mutterkonzern Deutsche Post. Die Post ist wiederum mit 50 Prozent plus einer Aktie an der Postbank beteiligt. Beim Börsengang der Postbank sicherte sich der Bund ein vertraglich vereinbartes Vetorecht bei einem Verkauf der Anteile. Das Recht läuft Anfang 2009 aus.
Coba-Verantwortliche bereits bei Merkel
Nach Reuters-Angaben sind Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller und sein designierter Nachfolger Martin Blessing bereits bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Steinbrück vorstellig geworden, um einen möglichen Zusammenschluss mit der Postbank auszuloten. Beide Institute sind ungefähr gleich groß: Die Commerzbank kommt auf eine Marktkapitalisierung von 12,9 Milliarden Euro, die Postbank auf 9,9 Milliarden Euro. Die Postbank ist mit fast 15 Millionen Kunden die größte Filialbank Deutschlands.
Auch zahlreichen Instituten aus dem Ausland wird Interesse an dem Geldhaus nachgesagt. Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" berichtete unter Berufung auf Post-Aufsichtsratskreise, die Royal Bank of Scotland, die HSBC sowie eine niederländische Bank hätten bereits Übernahmeinteresse signalisiert. Die Post wollte das nicht kommentieren.
Der Bonner Konzern hatte im vergangenen Jahr angedeutet, sich 2008 um die Zukunft seiner Banktochter kümmern zu wollen. Der langjährige Post-Chef Klaus Zumwinkel hatte am vergangenen Freitag aber sein Amt wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung abgegeben.
Quelle: ntv.de