Nachfolger für Wolfowitz Bush nominiert Zoellick
30.05.2007, 17:47 UhrUS-Präsident George W. Bush hat den ehemaligen Vizeaußenminister und US-Handelsbeauftragten Robert Zoellick für den Posten des Präsidenten der Weltbank nominiert. Zoellick sei ein überzeugter Internationalist und für das Amt gut vorbereitet, sagte Bush. Dieser Meinung sind jedoch nicht alle und bieten Ballettunterricht an, um ihre Überzeugung zu untermauern.
Zoellick gehört zum inneren Zirkel der Bush-Regierung und hat nach Worten des US-Präsidenten das Vertrauen aller politischen Führer der Welt. Der 53-Jährige tritt die Nachfolge von Paul Wolfowitz an, der im Zuge einer Günstlingsaffäre seinen Rücktritt zum 30. Juni eingereicht hatte.
Zoellick muss vom Exekutivrat der Bank bestätigt werden. Das Gremium hat in der Vergangenheit noch nie eine Nominierung abgelehnt, zumal die USA traditionell die Spitze der Weltbank besetzen. Mehrere Mitglieder der Weltbank hatten aber nach der Gehalts-Affäre um Wolfowitz ein offeneres Auswahlverfahren der USA gefordert. Laut US-Finanzminister Henry Paulson gibt es von mehreren Ländern positive Reaktionen auf Zoellicks Nominierung.
Entwicklungshelfer oder Balletttänzer?
"Zoellick ist eine erstklassige Wahl", sagte der ehemalige US-Außenminister James Baker. "Er bringt die Fähigkeit zur Teamarbeit und eine exzellenten Ruf als Kenner der weltweiten Außenpolitik mit - etwas, was wir dringend brauchen." Zwar habe Zoellick keine große Erfahrung mit Entwicklungs-Themen. Aber er sei ein Pragmatiker und wisse, wie man Koalitionen bilde und Einigkeit herstelle. Auch die Bundesregierung zeigte sich einverstanden. "Robert Zoellick ist ein guter Kandidat, der ein großes Maß an internationaler Erfahrung mitbringt", erklärte die deutsche Weltbankgouverneurin und Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Es sei wichtig, dass die Bank schnell einen neuen Präsidenten bekomme und so ihre Handlungsfähigkeit zurückgewinne.
Kritisch äußerte sich dagegen der republikanische Senator Barney Frank. "Ein zweiter hochrangiger Außenpolitiker aus der Bush-Regierung in Folge an der Weltbank-Spitze - ich denke, das ist ein Fehler." Auch US-Ökonom Jagdish Bhagwati ist wenig begeistert über die Nominierung von Robert Zoellick. Zoellick sei einer der Architekten der bilateralen Handelsabkommen zwischen den USA und anderen Ländern, die sowohl die Interessen der Entwicklungsländer als auch das Welthandelssystem als solches unterminierten, so Bhagwati gegenüber der Tageszeitung "Die Welt". "Da Zoellick zuletzt bei Goldman Sachs war, dürfte er eher für die Interessen des US- Finanzsektors eintreten als für die der Dritten Welt", sagte Bhagwati weiter. "Ich bezweifle auch, dass er sich mit Entwicklungshilfe wirklich auskennt. Wenn er Entwicklungsexperte ist, bin ich Balletttänzer", sagte der aus Indien stammende Freihandelsexperte.
Weltbank-Chef Amerikaner, IWF-Chef Europäer
Die Weltbank soll den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt weniger entwickelter Staaten durch Finanzhilfen, Beratung und technische Hilfe fördern. Sie vergibt jährlich Mittel in Höhe von rund 20 Mrd. US-Dollar. Weltbank-Chef ist in der Regel ein US-Amerikaner. Im Gegenzug stammt der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Schwester-Organisation der Bank, in der Regel aus Europa.
Der 53-Jährige Zoellick hat in den vergangenen 20 Jahren innerhalb und außerhalb der US-Regierung Karriere gemacht, auch wegen seiner engen Beziehung zur Familie Bush. Unter anderem hat er einst in den "Zwei-plus-Vier"-Verhandlungen an der deutschen Wiedervereinigung mitgearbeitet. Derzeit arbeitet er für die Investment-Bank Goldman Sachs. Dorthin war er gewechselt, als er 2006 bei nicht zum neuen US-Finanzminister ernannt worden war.
Als Handelsminister unter Bush hatte er geholfen, die Doha-Runde für die Liberalisierung des Welthandels in Gang zu bringen. Zudem führte er Verhandlungen mit China und Taiwan zum Beitritt in die Welthandelsorganisation WTO zum Abschluss. Auch war er Stellvertreter von US-Außenministerin Condeleezza Rice.
Zoellick gehörte - wie auch Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Wolfowitz - 1998 zu den Unterzeichnern eines Briefes an den damaligen Präsidenten Bill Clinton, in dem der Sturz des irakischen Machthabers Saddam Hussein gefordert wurde.
Quelle: ntv.de