Preiskürzungen, Rabattschlachten Celesio mit Gewinneinbruch
13.05.2008, 13:16 UhrDer Gewinn von Europas größtem Pharmahändler Celesio ist im Auftaktquartal 2008 unerwartet stark eingebrochen. Das schickte die Aktien auf den tiefsten Stand seit fast vier Jahren. Dem Marktführer setzen vor allem Preiskürzungen für Medikamente in Großbritannien, die Rabattschlacht in Deutschland und das schwache britische Pfund zu. Das Ergebnis vor Steuern schrumpfte um 39 Prozent auf 88,6 Mio. Euro zusammen, weit stärker als am Finanzmarkt erwartet, der ohnehin seit Monaten wegen der absehbaren Gewinnerosion in Alarmstimmung ist.
Mit der Vorlage des Quartalsberichts hakte der Vorstand das laufende bereits ab: Der seit Jahren ununterbrochen gestiegene operative Gewinn werde auch ohne Wechselkurseinbußen in diesem Jahr bestenfalls stagnieren. Dazu müsse sich freilich die Rendite im deutschen Großhandel verbessern, schränkte Celesio ein. Der Umsatz soll - Wechselkurseffekte ausgeklammert - um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz wachsen. Aussicht auf eine Besserung der Geschäftslage bestehe erst im nächsten Jahr, räumte das von der Industriellen-Familie Haniel kontrollierte Stuttgarter Unternehmen ein.
"Noch schwächer als erwartet", urteilte die schweizerische UBS über den mit rund 4,3 Mrd. Euro bewerteten Konzern. Die Investoren ließen die Celesio-Aktien fallen, mit einem Minus von zeitweise acht Prozent waren die Papiere mit Abstand die größten Verlierer im Nebenwerte-Index MDax. Ein Ende der Rabattschlacht um die Gunst der deutschen Apotheker zwischen Celesio und den Konkurrenten Phoenix, Anzag und Sanacorp sei nicht absehbar, befand die Bank. 2003 sei der ruinöse Wettbewerb allein durch Preisabsprachen beendet worden, die zu Strafen geführt hätten.
Auch auf anderen Märkten in Europa bläst Celesio der Wind ins Gesicht, was im Auftaktquartal zu einem Umsatzrückgang um vier Prozent auf 5,42 Mrd. Euro führte. Darin spiegeln sich auch Preisnachlässe in den großen Märkten Frankreich und Großbritannien wider. Vermehrt umgehen Pharmakonzerne wie Pfizer auch die Großhändler und beliefern Apotheken selbst, was zu Umsatzausfällen führt. Mit dem ertragsstarken eigenen Apothekennetz außerhalb Deutschlands konnte Celesio solche Einbußen bislang wettmachen. Staatlich verordnete Preissenkungen für Medikamente in Großbritannien, Irland, Norwegen und in den Niederlanden ließen dies jedoch zuletzt nicht mehr zu. Der operative Gewinn (Ebitda) rutschte daher in den Monaten Januar bis März um ein Viertel auf 150 Millionen Euro. Das auf Talfahrt befindliche britische Pfund sorgte für zusätzlichen Druck. Celesio erwirtschaftet in der Regel die Hälfte seines Gewinns im britischen Königreich.
Quelle: ntv.de