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Finanzinvestor bietet 8 Mrd. Cerberus will RAG kaufen

Das Verwirrspiel um den Essener Mischkonzern RAG geht trotz der Einigung auf den Börsengang weiter. Der Finanzinvestor Cerberus bietet bis zu acht Mrd. Euro für die profitablen Sparten des Unternehmens. Der Kohlegipfel von Bund und Kohle-Ländern hatte erst am Mittwoch beschlossen, die um ihre Kohlesparte erleichterte RAG an die Börse zu bringen. Die Entscheidung sei gefallen, obwohl die beteiligten Bundesminister bereits um das milliardenschwere Angebot für die RAG wussten, wie eine RAG-Sprecherin betonte. "Wir wissen aus der Kohlerunde, dass die verschiedenen Bundesminister solche Angebote von Cerberus kannten", fügte sie hinzu. "Mit diesem Wissen wurde der Börsengang des integrierten Industrie-Konzerns ausdrücklich beschlossen."

Verhandlungsnahen Kreisen zufolge ist eine Ablehnung der Offerte des Finanzinvestor dagegen nicht sicher. "Die Würfel sind noch nicht gefallen", erfuhr Reuters von einem Insider. Cerberus habe acht Mrd. Euro für die neue RAG geboten. Nach der Ausgliederung der Kohlesparte soll diese aus der Degussa, der Steag und der Immobiliensparte bestehen. Das Angebot sehe vor, dass die RAG als Einheit erhalten werde. Ein Börsengang sei auch bei einem Verkauf an Cerberus nicht ausgeschlossen. Cerberus sei auch dafür offen, weitere industrielle Investoren bei einer Übernahme ins Boot zu holen, sagte die mit den Verhandlungen vertraute Person weiter. Die Cerberus-Offerte sei eine Option, die sich bei den politisch Verantwortlichen noch setzen müsse. An anderer Stelle wurde aber darauf verwiesen, dass es mit den Beschlüssen des Kohlegipfels nun eine eindeutige Grundlage für den Börsengang der RAG gebe. Cerberus wollte zu den Informationen keine Stellung nehmen.

Spitzenvertreter von Union und SPD hatten nach dem Kohlegipfel erklärt, mit den Beschlüssen sei der Weg für den Börsengang frei. Allen Gedankenspielen um eine Zerschlagung sei eine Absage erteilt worden, hatten SPD-Vertreter und die Gewerkschaft IG BCE zudem betont. "Eine Zerschlagung des Konzerns ist endgültig vom Tisch -und damit der drohende Verlust vieler Tausend Arbeitsplätze vor allem an unseren Standorten an Rhein und Ruhr", hatten RAG-Chef Werner Müller und der IG BCE-Vorsitzende Hubertus Schmoldt in einem Brief an die RAG-Beschäftigten erklärt. Auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte betont, der beschlossene Börsengang eröffne Perspektiven für die Beschäftigten des Konzerns. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Angebote für die profitablen Sparten der RAG gegeben. So hatte der Chemiekonzern Lanxess seine Fühler nach der RAG-Tochter Degussa ausgestreckt. Lanxess war mit den Offerten aber abgeblitzt.

Politische Schlammschlacht

Nach dem überraschenden Durchbruch beim Kohlegipfel hatte es so ausgesehen, als ob der Mischkonzern seinen Börsengang ohne neue Hürden in Angriff nehmen könnte. Der Bund und die Kohleländer Nordrhein-Westfalen und Saarland hatten sich auf die Führungsspitzen der Stiftung geeinigt, die mit den Einnahmen aus dem Börsengang die Folgekosten aus dem Steinkohlebergbau bezahlen soll. Damit wurde der wichtigste Streitpunkt ausgeräumt.

Monatelang hatten sich die Beteiligten eine Schlammschlacht um den Vorsitz der mächtigen Stiftung geliefert, die nun der ehemalige Chef der Deutschen BP, Wilhelm Bonse-Geuking, führen soll. Mit der Einigung auf die Stiftungssatzung und die Größe des Kuratoriums, das den Vorstand überwachen soll, legte die Kohlerunde weitere Streitpunkte bei. Mit Bonse-Geuking an der Spitze der Stiftung werde "der Aufbau eines neuen Dax-orientierten Unternehmens gelingen", sagte Rüttgers.

Die RAG will im kommenden Frühjahr auf das Börsenparkett. Die erwarteten Milliarden-Einnahmen aus dem Börsengang sollen in die Stiftung fließen, die damit die Folgekosten aus dem unter dem Dach der RAG gebündelten deutschen Bergbau decken soll. Sie soll zudem das für 2018 geplante Auslaufen des subventionierten Bergbaus begleiten.

Quelle: ntv.de

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