Der Sturz der Solar-Aktie Conergy setzt auf 2008
06.02.2008, 15:46 UhrÜber das Solarunternehmen Conergy haben sich dunkle Schatten gelegt: Auf Gewinnwarnungen folgten tiefrote Verluste und ein Kurseinbruch am Aktienmarkt. Am Mittwoch gab die Aktie des im TecDax notierten Unternehmens bis zum Nachmittag um ein Viertel auf nur noch knapp 13,00 Euro nach. Zu sonnigeren Zeiten lag sie fünfmal höher bei rund 70 Euro.
Conergy hatte sich am Vortag als Zwischenfinanzierung eine Finanzspritze von rund 240 Mio. Euro bei der Commerzbank und Dresdner Kleinwort gesichert. Sie soll mit einer Kapitalerhöhung über 250 Mio. Euro in diesem Jahr refinanziert werden. Das Nettoergebnis 2007 war von plus acht Mio. Euro im Vorjahr auf minus 194 Mio. Euro abgesackt. Das operative Ergebnis fiel mit minus 210 Mio. Euro (nach plus 19 Mio. Euro) noch schlechter aus als bisher erwartet. Den Umsatz konnte Conergy auf 712 (682) Mio. Euro steigern. 2008 will das Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro erreichen.
Vorstandschef Dieter Ammer sieht bereits wieder Licht am Horizont: 2008 soll die Wende bringen, sagte er Analysten am Mittwoch. Das Unternehmen werde hohe Einmalbelastungen für die Restrukturierung und die Finanzierung von Krediten aufwenden müssen. "Für 2009 erwarten wir aber ein sehr positives Ergebnis." Das Unternehmen will sich auf das Solargeschäft konzentrieren und Randbereiche wie das Biomasse- und Solarthermiegeschäft abstoßen. Davon sind rund 450 Mitarbeiter betroffen.
Bereits im November 2007 war an der Konzernspitze die Notbremse gezogen und der damalige Vorstandschef durch Anteilseigner Dieter Ammer ersetzt worden. "Seit Dezember setzen wir unseren Maßnahmenplan konsequent um, mit dem wir Conergy wieder auf profitable Wege lenken", berichtete der kommissarisch amtierende Manager. Auch um die Refinanzierung des Kredits ist dem früheren Tchibo-Chef nicht bange, schließlich hätten Alt- und Großaktionäre weitere Beiträge zugesagt. Dies unterstreiche ihr Vertrauen in die Zukunft des Unternehmens. Vom zweiten Halbjahr 2009 an strebt das Unternehmen "gute branchenübliche Renditen mit einer Vollauslastung der Solarfabrik in Frankfurt (Oder) an".
Ammers Optimismus teilten die Börsianer am Mittwoch nicht. Beim Börsengang vor zwei Jahren war das noch anders, damals hatten die Händler euphorisch zugegriffen und die zu 54 Euro herausgegebenen Papiere umgehend auf 71,00 Euro hochgehandelt. Nun machte sich wieder Ernüchterung breit. Von den Ambitionen des Solarkonzerns, in die Photovoltaik-Weltliga aufzusteigen, sei nur ein gigantischer Schuldenberg übrig geblieben, schrieb Analyst Stephan Droxner von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Dieser mache gemeinsam mit dem Vertrauensverlust eine schnelle Trendwende weit weniger wahrscheinlich. Sein Kollege von der Deutschen Bank, Alexander Karnick, blieb zuversichtlicher: Der Fokus sollte nun auf 2009 liegen, dann erwartet Karnick ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 50 und 90 Mio. Euro.
Konkurrenz auf Wachstumskurs
In der Energiedebatte in Deutschland waren Börsianern die neuen Angebote im Feld der erneuerbaren Energien hochwillkommen. Der TecDax ist auch ein Sammelbecken für die Solarbranche. Am Mittwoch gerieten einige Titel in den Sog von Conergy. Anders als Konkurrent Conergy sieht sich der Solartechnikkonzern Solarworld jedoch unverändert auf Wachstumskurs. "Wir werden unsere Investoren nicht enttäuschen sondern bei Umsatz und Gewinn positiv überraschen", sagte Firmenchef Frank Asbeck. Angesichts der prall gefüllten Auftragsbücher äußerte sich Asbeck auch für den weiteren Geschäftsverlauf zuversichtlich.
"Die Perspektive kann nicht schlecht sein, weil wir mit unserem Rohmaterial und Wafern bis 2018 und mit der jetzigen Produktion und für Module für dieses Jahr ausverkauft sind". Solarworld will kommende Woche Zahlen für 2007 vorlegen.
Angesichts des Kursrutsches der Solarworld-Aktien erwägt Asbeck seinen Anteil von rund 25 Prozent am Unternehmen weiter aufzustocken. Bei dem niedrigen Kurs wäre das durchaus eine Option. Die Solarworld-Aktie hat seit Jahresbeginn 30 Prozent an Wert verloren, 2007 aber um 70 Prozent zugelegt.
Die Notwendigkeit, einen Partner ins Boot zu holen, sieht Asbeck nicht. "Wir bleiben ein familiengeführtes Unternehmen und brauchen keine strategischen oder finanziellen Partner". Es gebe keinen Grund, sich abhängig zu machen.
Quelle: ntv.de