Hintertürchen offen Conti lehnt Übernahme ab
23.07.2008, 18:19 UhrDer Aufsichtsrat des Autozulieferers Continental hat das Übernahmeangebot der Schaeffler-Gruppe zurückgewiesen. Der angebotene Preis von 11,3 Mrd. Euro sei nicht angemessen, teilte Conti nach einer Krisensitzung des Kontrollgremiums in Hannover mit. Gesprächen mit der fränkischen Unternehmensgruppe ist man aber nicht abgeneigt.
Vorstand und Aufsichtsrat von Continental demonstrierten nach der Sitzung in Hannover Einigkeit. Der Aufsichtsrat unterstütze ausdrücklich das Vorgehen des Vorstands, hieß es. Es gebe eine "einhellige Stellungnahme", sagte Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg und wählte pathetische Worte: "Continental ist in einer Schicksalsstunde."
Medienberichten zufolge gab es zuvor Unstimmigkeiten zwischen Hubertus von Grünberg, dem gute Verbindungen zur Schaeffler Gruppe nachgesagt wurden, und dem Vorstandsvorsitzenden Manfred Wennemer, wie auf die Offerte zu reagieren sei. Wennemer hatte das Angebot mit deutlichen Worten abgelehnt. Das Vorgehen von Schaeffler sei "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos". Sein Oberkontrolleur hatte dagegen zur Besonnenheit gemahnt. "Wenn die Übernahme wahrscheinlich ist, dann bevorzuge ich, dass wir keine verbrannte Erde hinterlassen", sagte von Grünberg.
Reden ist Gold
Nun soll es Verhandlungen mit Schaeffler geben. Eine Einigung mit Schaeffler sei erstrebenswert, sagte Wennemer. Schaeffler solle seine Absichten konkretisieren, so der Konzernchef. Schaeffler müsse den Aktionären entweder eine "angemessene Prämie" zahlen oder sich mit einer geringeren Beteiligung begnügen.
Schaeffler begrüßte die Conti-Aussagen, forderte das hannoversche Unternehmen aber seinerseits auf, seine Vorstellungen zu "konkretisieren". Dann könne sich Schaeffler auch dazu äußern. Die Gruppe kann in Ruhe abwarten, weil sie direkt und über sogenannte Swap-Geschäfte bereits Zugriff auf ein Aktienpaket von rund 36 Prozent gesichert hat. Aus Sicht von Analysten spekuliert Schaeffler zudem darauf, dass sich der Kurs der Conti-Aktie abkühlt, um dann nach und nach weiter zuzukaufen.
Die Möglichkeiten Wennemers, eine Übernahme noch abzuwehren, gelten in der Branche als nicht sonderlich aussichtsreich. Als Optionen gelten rechtliche Schritte, eine Kapitalerhöhung sowie die Suche nach einem "weißen Ritter" - einem freundlich gesonnenen Großinvestor. Ein solcher aber scheint weit und breit nicht in Sicht. Zudem hat Conti die Finanzaufsicht BaFin dem Vernehmen nach aufgefordert, die umstrittenen Swap-Geschäfte von Schaeffler vorerst zu blockieren.
Quelle: ntv.de