Verbund mit Schaeffler Conti macht Tempo
23.04.2009, 14:55 UhrDer Autozulieferer Continental macht bei der Formierung eines Unternehmensverbunds mit Großaktionär Schaeffler Druck. "Wir sind überzeugt, dass weiteres Zuwarten in dieser extrem schwierigen wirtschaftlichen Lage auch das Risiko einer unkontrollierten Entwicklung birgt - und das Risiko steigt mit jedem verschenkten Tag", sagte Firmenchef Karl-Thomas Neumann auf der Hauptversammlung in Hannover.
Daher werde der Konzern in Kürze ein tragfähiges Gesamtkonzept präsentieren. "Unser selbst erklärtes Ziel als Continental ist es, innerhalb von maximal 100 Tagen ein solches Konzept vorzulegen." Ein Schaeffler-Sprecher sagte dazu: "Es ist auch in unserem Interesse, dass dieser Prozess so rasch wie möglich, jedoch auch mit der notwendigen Sorgfalt und Nachhaltigkeit vorangetrieben wird."
Bislang sei völlig unklar, in welcher Konstellation Conti mit dem fränkischen Wälzlagerhersteller künftig zusammenarbeiten werde, beklagte Neumann. Doch angesichts der hohen Verschuldung durch die Übernahme der Siemens Autoelektroniksparte VDO dränge die Zeit, denn die Verschuldung sei zu hoch. Conti habe zwar im ersten Quartal die Bedingungen seiner Kreditvereinbarungen eingehalten. "Die vereinbarten Grenzen auch für den Rest des Jahres zu halten, bleibt eine große Herausforderung."
Führungsrolle für Conti?
Nach Angaben der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" zeichnet sich im Ringen um eine gemeinsame Zukunft von Continental und Schaeffler ein Zusammenschluss beider Konzerne unter operativer Führung von Conti ab. Dem Blatt zufolge sollen sowohl Banken als auch die Politik derzeit diese Lösung favorisieren. Mittelfristig könnte der neue Riese mit gut 33 Mrd. Euro Umsatz und mehr als 200.000 Beschäftigten an die Börse gebracht werden. Die Familie Schaeffler könnte als Ankeraktionär mit bis zu einem Viertel der Anteile engagiert bleiben.
Im August des kommenden Jahres wird ein Kredit in Höhe von 3,5 Mrd. Euro fällig. Den könne Conti entweder durch neue Kredite ablösen, was aber angesichts des derzeitigen Umfelds ebenso schwierig sei wie der Ausweg Kapitalerhöhung. Vor einem Verkauf von Unternehmensteilen müsse eine grundlegende Entscheidung über die künftige Strategie gefallen sein.
Protest vor der Tagungshalle
Der Absatzkrise begegnet das MDax-Unternehmen mit Kurzarbeit. Ab Ende des Monats sind davon 25.000 Mitarbeiter betroffen. Conti hat zudem in diesem Jahr bis Ende März weltweit 6000 Stellen abgebaut und Werksschließungen in Hannover und im französischen Clairoix angekündigt.
Vor der Tagungshalle protestierten deswegen rund 3500 wütende Conti-Beschäftigte, von denen knapp 1200 aus Frankreich angereist waren. Nach Vorstellung von Arbeitnehmervertretern sollen Werksschließungen künftig nur nach Zustimmung des Aufsichtsrats möglich sein. Die Geschäftsordnung solle entsprechend geändert werden, forderte der Vize-Aufsichtsratschef Werner Bischoff von der IG BCE.
Unterdessen kündigte die französische Gewerkschaft CGT weitere Proteste an. Dem Vorstand solle ein Ultimatum gesetzt werden, auf die Forderungen der Arbeitnehmer einzugehen. "Ansonsten werden wir alle Fabriken in Frankreich blockieren."
Anfrage aus Dubai
Ein Investor aus Dubai interessiert sich für ein zur Schließung vorgesehenes Continental-Reifenwerk. "Es tatsächlich eine Anfrage aus Dubai", sagte ein Firmensprecher. Details nannte er nicht. "Natürlich haben wir ein Interesse an einer sinnvollen Nachnutzungslösung für den Standort Clairoix und wollen, wenn wir können, eine aktive Rolle dabei spielen."
Branchenkenner bewerteten das Angebot allerdings skeptisch. Der Investor verfüge weder über Know-How im Reifenbusiness noch verfüge er über ein Vertriebsnetz.
Quelle: ntv.de