Meldungen

Niedersachsen ist begeistert Conti schluckt Schaeffler?

Die Autozulieferer Schaeffler und Continental denken zur Rettung des hoch verschuldeten Firmengebildes über eine radikale Kehrtwende nach. Geprüft wird ein Rollentausch, bei dem der Familienkonzern Schaeffler statt der treibenden Kraft künftig nur noch Junior-Partner wäre. Ähnlich wie bei VW und Porsche könnte es Finanzkreisen zufolge darauf hinauslaufen, dass aus dem Käufer letztlich der Gekaufte wird. Allerdings ist diese Option noch lange keine beschlossene Sache. Bei den Gläubigerbanken wie der Commerzbank oder der LBBW stoßen die Pläne den Kreisen zufolge auf Widerstand, weil sie hohe Abschreibungen fürchten.

"Die Schaeffler Gruppe arbeitet gemeinsam mit der Continental AG an Optionen für eine künftige Zusammenarbeit beider Unternehmen. Die Integration ist ebenfalls eine Option, die wir prüfen", sagte ein Schaeffler-Sprecher. Dazu wurde die Unternehmensberatung Roland Berger mandatiert, wie Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff dem "Handelsblatt" bestätigte.

Er begleite die Suche nach einer Lösung mit den anderen Ministerpräsidenten der betroffenen Bundesländer, sagte Wulff. "Roland Koch, Horst Seehofer, Peter Müller und ich stehen in engem Kontakt, weil wir möglichst viele Arbeitsplätze in unseren Bundesländern erhalten wollen", so der Ministerpräsident weiter. Er setze dabei auf eine Integration zur Conti-Schaeffler AG, die als zweitgrößter Zulieferer nach Bosch von Contis Kapitalmarktfähigkeit profitieren könnte.

Zur ück in den Dax?

Die im Nebenwerteindex MDax gelisteten Conti-Aktien waren angesichts der neuen Zukunftsperspektiven am Mittwoch um zwölf Prozent gestiegen und bauten ihre Kursgewinne am Feiertag Christi Himmelfahrt geringfügig aus. Einige Händler spekulierten über einen möglichen Wiederaufstieg von Conti in den Leitindex Dax. Ein solcher Deal sei begrüßenswert, schrieb M.M. Warburg in einer Kurzstudie.

Die Parallelen zwischen Schaeffler und Porsche sind offensichtlich: Beide Firmen werden von ihren Gründerfamilien dominiert. Und sie haben sich bei ihren schuldenfinanzierten Übernahmen von deutlich größeren Unternehmen verhoben. Ihnen wurde jeweils die weltweite Wirtschaftskrise zum Verhängnis, die Absatzmärkte und Aktienkurse einbrechen ließ und die Refinanzierung erschwerte.

Bei Schaeffler haben die Banken und das Unternehmen aber dank einer Brückenfinanzierung einige Monate Zeit gewonnen. Daher ist Kreisen zufolge nicht mit raschen Entscheidungen zu rechnen.

Radikaler Ansatz

"Um die Überschuldung bei Schaeffler zu verringern, muss etwas Radikales passieren", sagte eine Person aus dem Umfeld der Gläubigerbanken. Bei dem diskutierten "Reverse-Takeover" würden große Teile der rund elf Milliarden Euro schweren Schuldenlast der Franken auf Conti übergehen.

Die Gläubigerbanken lehnen die Pläne zwar nicht rundweg ab, betrachten sie aber angesichts drohender Abschreibungen mit großer Skepsis.

"Der Reverse-Takeover ist eine Option, aber es gibt auch andere Lösungen", hieß es aus Bankenkreisen. Nach wie vor sei auch die Umwandlung von Schulden in Eigenkapital mit entsprechendem Kontrollverlust für die Familie Schaeffler in der Diskussion.

"Dadurch kämen auf die Banken wohl weniger Abschreibungen zu, da Schaeffler nicht börsennotiert ist und der Unternehmenswert nicht an der Börse ermittelt wird", sagte ein Banker. "Am Ende müssen sich die Banken zwischen Pest und Cholera entscheiden", sagte ein anderer mit den Verhandlungen vertrauter Banker.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen