Banken prüfen Szenario Conti soll Schaeffler schlucken
20.05.2009, 07:55 UhrIm Ringen um einen Zusammenschluss der beiden hoch verschuldeten Autozulieferer Continental und Schaeffler zeichnet sich einem Zeitungsbericht zufolge eine neue Lösung ab. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Finanz- und Unternehmenskreise berichtet, sollen beide Unternehmen unter dem Dach der Conti AG fusionieren. Die Unternehmensberatung Roland Berger prüfe derzeit im Auftrag des Gläubigerkonsortiums unter Führung der Commerzbank ein solches Szenario.
Dieses sehe vor, die familiengeführte Schaeffler-Gruppe vollständig in den bösennotierten Conti-Konzern zu überführen. "Das ist ein Modell, das funktionieren könnte, und es scheint derzeit das einzige Modell zu sein", hieß es dem Blatt zufolge in Gläubigerkreisen. Ursprünglich wollte der fränkische Wälzlagerhersteller Schaeffler die deutlich größere Continental AG übernehmen, angesichts der Autokrise steht die Finanzierung jedoch stark unter Druck.
"Reverse Takeover"
Die kreditgebenden Banken hofften nun, durch einen so genannten Reverse Takeover allzu hohe Abschreibungen auf die mit Anteilen von Conti und Schaeffler besicherten Kredite vermeiden zu können. Zudem könnten die Banken bei einer Teilumwandlung ihrer Kredite in Conti-Aktien diese später besser verkaufen, als Anteile an der nicht börsennotierten Schaeffler-Holding. Bei einem Treffen von Conti und Schaeffer am vergangenen Freitag sei dieses Szenario besprochen worden, schrieb die Zeitung weiter. Miteigentümerin Maria Schaeffler stehe dem Plan grundsätzlich wohlwollend gegenüber, hieß es in dem Bericht. Auch in der Politik gebe es breite Unterstützung für solch eine Lösung.
Ähnlich wie bei VW und Porsche würden sich die Verhältnisse umdrehen und aus dem Käufer würde plötzlich der Gekaufte. Die rund elf Milliarden Euro schwere Schuldenlast der Franken ginge zumindest teilweise auf Conti über. Der hannoversche Zulieferer kämpft zwar seit der VDO-Übernahme ebenfalls mit einem Berg an Krediten, als börsennotierter Konzern kommt er am Kapitalmarkt aber leichter an frisches Geld.
Jobabbau angekündigt
Es gilt in Bankenkreisen auch als wahrscheinlich, dass eher Conti als Schaeffler Staatsbürgschaften bekommt - hat das Familienunternehmen doch gerade erst den Abbau von 4500 Jobs in Deutschland angekündigt.
Kommt die Verschmelzung voran - egal mit wem am Steuerrad -, können die Unternehmen die von den Investoren seit langem geforderten Kostenvorteile erzielen, etwa über die Entwicklung gemeinsamer Produkte. "Eine gesellschaftsrechtliche Verflechtung ist dabei sicher von Vorteil", heißt es aus dem Conti-Umfeld.
Quelle: ntv.de, rts / dpa