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Hybride Hoffnungen Conti wittert Rückenwind

Der Autozulieferer Continental will angesichts einer steigenden Nachfrage nach Autos mit kombiniertem Verbrennungs- und Elektromotor kräftig in diese sogenannte Hybrid-Technologie investieren. "Die Hybrid-Technik wird für Conti in vielleicht fünf Jahren ein Milliardengeschäft", sagte Technologie-Vorstand Karl-Thomas Neumann. "Derzeit ist die Auftragslage allerdings noch unbefriedigend - es geht erst um kleine Stückzahlen."

Für Conti sei es von zentraler Bedeutung, von Anfang bei der Lieferung von Komponenten für die Hybridtechnik dabei zu sein, sagte Neumann. Zentrales Element sei die Batterie. "Wir können uns vorstellen, eine Produktion von Speicherzellen aufzubauen. Dazu wäre eine Akquisition ein möglicher Weg, ein anderer der Ausbau unserer Partnerschaften." An Daimler will Conti vom Ende des Jahres an eine leistungsfähige Lithium-Ionen-Batterie liefern. Zudem ist Conti im Rennen für die Entwicklung von Batterien für das geplante Elektroauto "Volt" von GM.

Revolution im Ballungsraum

Alle namhaften Hersteller arbeiten derzeit auch an einer "Mild-Hybrid" genannten Technik. Dabei hilft ein Elektromotor bei der Beschleunigung, Bremsenergie wird zurückgewonnen. "In Ballungsgebieten wird der Mild-Hybrid eine wichtige Rolle spielen, insbesondere auch in Lieferfahrzeugen", sagte Neumann. Das Absatzpotenzial sei enorm.

Da die Entwicklungsschübe bei der Hybridtechnik groß sind, arbeitet Conti momentan mit mehreren Partnern - etwa Johnson Controls und A123 - zusammen. "Irgendwann in ein zwei Jahren werden wir uns wohl für einen entscheiden", sagte Neumann. "Derzeit toben noch Glaubenskriege, welche Zelle die beste ist." Bei den Energiespeicher-Zellen habe es erhebliche Fortschritte gegeben, was Lebensdauer und Sicherheit angeht. Vorgängermodelle der Akkus waren oft zu heiß geworden und hatten sich zum Teil sogar entzündet.

"Das größte Problem ist aber nach wie vor der Preis", sagte Neumann. Er sei aber zuversichtlich, dass es bald gelinge, die Kosten durch Mengeneffekte und Verbesserungen des Produktionsprozesses zu senken.

Schwere Schluckbeschwerden

Zu schaffen machen dem Autozulieferer auch die steigenden Rohstoffpreisen. "Das hat Ausmaße erreicht, bei denen das nicht mehr mal eben zu schlucken ist", sagte Technologievorstand Neumann. Conti habe nur mit wenigen Lieferanten langfristige Verträge geschlossen. In den Verträgen mit Kunden stünden aber Klauseln, die Aufschläge aufgrund von Rohstoffverteuerungen regelten. Auch auf Preissicherungsgeschäfte vertraut der Konzern kaum. "Bislang haben wir die Preisrunden fair zwischen unseren Lieferanten, unseren Kunden und uns selbst verteilen können", bilanzierte Neumann. "Früher oder später werden sich Autos verteuern müssen."

Über Effizienzsteigerungen in der Produktion kompensiere Conti den Preisanstieg im Einkauf zum Teil. "Bei mechanischen Komponenten können wir dadurch die Kosten um ein bis zwei Prozent jährlich senken, bei elektronischen um bis zu sieben Prozent."

Preisproblem für Zulieferer, Werk und Kunden

Kostengünstigere Abläufe erhofft sich Conti von Sparmaßnahmen bei der von Siemens übernommenen VDO, die in den Conti-Sparten Powertrain (Antriebsstrang), Chassis & Safety (Fahrwerk und Bremsen) und Interior (Telematik/Cockpit) aufgegangen ist. "Die Ergebnissituation bei Powertrain ist nicht befriedigend", sagte Neumann. "Wir haben zu viele kleine Lieferanten und wir haben ein Preisproblem."

Für Abhilfe soll neben Stellenstreichungen in Verwaltung und Vertrieb eine Straffung der Produktpalette sorgen. "Den Bereich Fuel Supply Systems (Kraftstoffversorgung) werden wir noch in diesem Jahr verkauft haben", sagte Neumann. Es gebe mehrere Interessenten. "Man kann natürlich immer noch mehr straffen, aber die großen Themen sind nach dem Verkauf von Fuel Supply erstmal durch."

Industrie im Endkampf

Neumann erwartet unter Autozulieferern eine Fortsetzung des Konzentrationsprozesses. "Viele Zulieferer werden von der Landkarte verschwinden", prognostizierte er. "Es geht darum, in der obersten Klasse der Zulieferer zu spielen. Größe kommt einem da zupass." Denn bei der Entwicklung neuer Systeme seien riesige Investitionen nötig, zudem verlangten die Autohersteller globale Präsenz. "Die Industrie befindet sich im Endkampf - man braucht eine große Fertigungstiefe, um überleben zu können." Zum Gebot der Schaeffler-Gruppe, die Conti für gut elf Milliarden Euro übernehmen will, wollte er nicht Stellung nehmen.

Quelle: ntv.de

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