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Telekom-Affäre geht weiter DGB-Chef ausspioniert

Die Spitzelaffäre bei der Telekom zieht offenbar weitere Kreise. Daten mehrerer Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, darunter auch von DGB-Chef Michael Sommer, wurden erfasst. "Die Deutsche Telekom hat mehrere Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat unterrichtet, dass im Rahmen der Ermittlungen zum Datenmissbrauch ihre Mobilfunknummern aufgetaucht sind", sagte ein Sprecher des Konzerns.

Die Aufsichtsräte seien wohl aber nicht systematisch ausspioniert worden: "Der Staatsanwaltschaft liegen offenbar derzeit keine Erkenntnisse vor, dass diese Aufsichtsratsmitglieder Ziele eines gezielten Ausspähungsangriffs waren", betonte der Sprecher. Auch Telefondaten von DGB-Chef Michael Sommer seien offenbar im Auftrag der Telekom durchleuchtet worden, berichtete die "Financial Times Deutschland".

Sommer erwartet Entschuldigung

Sommer selbst bestätigte dem Blatt nach einer Vorab- Mitteilung, dass Telekom-Chef Rene Obermann ihn über entsprechende Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft Bonn informiert habe. Die Spitzeleien belasteten die Mitbestimmung, kritisierte der DGB-Chef. Die ermittelnde Bonner Staatsanwaltschaft müsse nun "Schritte" unternehmen. Die Bonner Anklagebehörde erklärte lediglich, zu Details ihrer Ermittlungen äußere sie sich nicht.

"Er (Obermann) wirkte betroffen, aber das würde ich nicht als Entschuldigung werten", sagte Sommer der "FTD" weiter. "Es ist ein Skandal, dass man nicht einmal vor dem DGB und dessen Vorsitzenden halt macht." Er erwarte nun eine Entschuldigung der Telekom, sagte Sommer. Der DGB-Chef hatte mit anderen Arbeitnehmervertretern aus dem Aufsichtsrat Strafanzeige gestellt, um als Prozessbeteiligter Einblick in Akten zu erhalten. Auch die Telekom selbst hatte Kontakt mit der Staatsanwaltschaft aufgenommen.

Der Bonner Konzern hatte eingeräumt, dass es 2005 und möglicherweise auch 2006 zu Fällen missbräuchlicher Nutzung von Verbindungsdaten gekommen war. Ziel soll es gewesen sein, Kontakte zwischen Aufsichtsratsmitgliedern und Journalisten auszuspähen, um so die Veröffentlichung vertraulicher Informationen in den Medien zu unterbinden.

Die Staatsanwaltschaft Bonn hatte eine Untersuchung eingeleitet. Im Kern ermittelt sie gegen acht Beschuldigte. Darunter sind der ehemalige Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke, der einstige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und der Chef einer Berliner Sicherheitsfirma, die die Daten ausgewertet haben soll. Es geht unter anderem um mögliche Verstöße gegen das Fernmeldegeheimnis und den Datenschutz. Im mit dem Vorgang vertrauten Kreisen hieß es, Sommers Telefondaten könnten möglicherweise im Zusammenhang mit Nachforschungen gegen andere Aufsichtsratsmitglieder erfasst worden sein. Sommer sitzt als ein Vertreter der Arbeitnehmerseite in dem Gremium.

Quelle: ntv.de

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