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Zehntausende betroffen Daimler zückt Rotstift

Nach einem tiefroten ersten Quartal will der Autobauer Daimler mit einem milliardenschweren Sparpaket gegenlenken. Insgesamt sollen die Kosten um rund vier Mrd. Euro gesenkt werden. Dazu hat die Konzernführung ein Bündel von Maßnahmen bei Personal, Verwaltung und Organisation geschnürt.

Management und Betriebsrat vereinbarten ein Sparpaket. Es bringt den Mitarbeitern herbe Einschnitte bei der Entlohnung. Daimler-Personalchef Wilfried Porth sagte, die Arbeitskosten würden unter anderem durch die Verkürzung der Arbeitszeit um 8,75 Prozent für alle nicht schon in Kurzarbeit befindlichen Beschäftigten sinken. Einen Lohnausgleich gibt es nicht. Auch die eigentlich für Mai geplante Tariferhöhung werde auf Oktober verschoben.

Im Gegenzug erhalten alle Beschäftigten Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen bis Ende Juni 2010. "Uns ist bewusst, dass wir den Beschäftigten schmerzhafte Einschnitte zumuten", sagte Porth. Auch Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm, der gegen die Verschiebung der Tariferhöhung Sturm gelaufen war, sagte, das Sparpaket sei "ohne Alternative". Es sei besser, Lohzuwächse zu kappen, als in die Besitzstände der Beschäftigten einzugreifen. Die Zustimmung des Betriebsrats zu der Verschiebung der Lohnerhöhung um fünf Monate stelle aus seiner Sicht "keinen Präzedenzfall" dar.

Tiefrotes Auftaktquartal

Der Autoriese reagiert damit auf einen milliardenschweren Quartalsverlust zum Auftakt des Jahres 2009. Von Januar bis März verbuchte Daimler einen Verlust von 1,3 Mrd. Euro. Im Vorjahresquartal hatte der Konzern noch einen Gewinn von 1,3 Mrd. Euro ausgewiesen. Auch in den nächsten Monaten stehen dem Dax-Konzern schwierige Zeiten ins Haus: Für das zweite Quartal rechnet der Autobauer erneut mit einem deutlich negativen Ergebnis. Erst für die zweite Jahreshälfte haben die Stuttgarter einen ersten Hoffnungsschimmer ausgemacht, im Jahresverlauf werde mit einer schrittweisen Verbesserung beim operativen Ergebnis (EBIT) gerechnet. Für das Gesamtjahr geht der Autobauer weiter von Rückgängen bei Umsatz und Absatz aus.

In den ersten drei Monaten 2009 brach das EBIT von zwei Mrd. Euro auf minus 1,4 Mrd. Euro ein. Allein in der Pkw-Sparte fuhr Daimler einen operativen Verlust von 1,1 Mrd. Euro (Vorjahr: plus 1,2 Mrd. Euro) ein. Weltweit verkauften die Stuttgarter mit 332.300 Pkw und Nutzfahrzeugen 34 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Der Umsatz schrumpfte von 24 Mrd. Euro auf 18,7 Mrd. Euro.

Mit dem Milliardenverlust im ersten Quartal habe die Pkw-Sparte aber voraussichtlich die Talsohle erreicht, teilte Daimler mit. Im zweiten Halbjahr werde hier wieder mit schwarzen Zahlen gerechnet. Dagegen werden in der Lkw-Sparte nach einem Verlust von 142 Mio. Euro im ersten Quartal auch in den nächsten Monaten weitere Belastungen erwartet.

Teure Chrysler-Trennung

Auch für die endgültige Trennung von seiner ungeliebten US-Tochter Chrysler muss Daimler noch einmal tief in die Tasche greifen. Nach monatelangen zähen Verhandlungen geben die Stuttgarter ihren Chrysler-Restanteil von 19,9 Prozent an den Mehrheitseigner Cerberus ab. Dabei verzichtet der Premiumhersteller auf die Rückzahlung der Chrysler gewährten Darlehen, die im Jahresabschluss 2008 bereits vollständig abgeschrieben wurden. Außerdem werden die Schwaben in den nächsten Jahren 600 Mio. US-Dollar Pensionszahlungen zur Absicherung der Mitarbeiter des früheren gemeinsamen Unternehmens leisten.

Im zweiten Quartal wird die Trennung von Chrysler bei Daimler mit bis zu 700 Mio. US-Dollar (529 Mio. Euro) beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zu Buche schlagen. Die bestehende Pensionsgarantie in Höhe von einer Mrd. US-Dollar gegenüber der staatlichen Pensionsaufsicht Pension Benefit Guaranty Corporation wird auf einen Betrag von 200 Mio. US-Dollar reduziert und läuft bis August 2012 weiter. Chrysler und Cerberus verzichten im Gegenzug dafür auf eine Reihe von Forderungen und Vorwürfen.

Daimler hatte 2007 nach neun gemeinsamen Jahren 80,1 Prozent seiner Chrysler-Anteile an Cerberus abgegeben. Über den Verkauf der restlichen Anteile wurde bereits seit Herbst vergangenen Jahres verhandelt.

Quelle: ntv.de

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