EZB-Chef beruhigt Deflation nicht in Sicht
21.01.2009, 13:00 UhrEZB-Präsident Jean-Claude Trichet sieht aktuell keine Gefahr einer Deflationsspirale, also eines Rückgangs der Preise auf breiter Front mit unabsehbaren negativen Folgen für die Wirtschaft. "Wir werden derzeit Zeugen eines Disinflationsprozesses, der durch den scharfen Rückgang der Rohstoffpreise bedingt ist. Das ist eine willkommene Entwicklung", sagte Trichet vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel. Der jüngste Rückgang der Teuerung sollte die Konjunktur unterstützen.
Der starke Rückgang der Preise für Öl und anderer Rohstoff- und Nahrungsmittel hat in den vergangenen Monaten den Teuerungsdruck, der im Sommer seinen Höhepunkt erreicht hatte, weltweit gedämpft. In einigen Ländern rechnen Ökonomen in diesem Jahr sogar mit zeitweilig negativen Inflationsraten, einige befürchten eine Deflation. In diesem Fall käme es zu einem breiten und andauernden Rückgang der Preise. In der Folge könnten Unternehmen und Haushalte Investitionen und Konsum verschieben, weil sie auf noch niedrigere Preise in der Zukunft spekulieren. Dieses an sich rationale Verhalten würde die Rezession, in der sich große Teile der Welt befinden, aber weiter vertiefen und wahrscheinlich auch verlängern.
Die EZB versucht die Teuerung gemäß ihres Mandats bei knapp unter zwei Prozent zu halten. Sie will damit einerseits, eine zu hohe Inflation, also eine Entwertung der Währung, zu verhindern. Sie bemüht sich aber genauso, auch keine negativen Inflationsraten zuzulassen. Sie will so ein Abgleiten in eine deflationäre Entwicklung verhindern.
Die Frankfurter Währungshüter hatten ihren Leitzins vergangene Woche auf zwei Prozent reduziert, um der strauchelnden Wirtschaft in den Ländern der Währungsunion unter die Arme zu greifen und indirekt Kredite für Firmen und Haushalte billiger zu machen. Trichet hatte die vierte Zinssenkung binnen vier Monaten mit dem nachlassenden Inflationsdruck begründet.
Quelle: ntv.de