Meldungen

Kreditrisiken Deutsche Bank im Sog

Auf die Deutsche Bank könnte Finanzkreisen zufolge im dritten Quartal eine Belastung von bis zu 1,7 Mrd. Euro zukommen. Hintergrund sei die wegen der weltweiten Kreditkrise nötige Neubewertung von Finanzierungszusagen, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters aus den Kreisen. Um die Belastung zu reduzieren, versuche die Deutsche Bank zurzeit, Kreditbedingungen neu zu verhandeln oder Kunden dazu zu bringen, bereits vereinbarte Firmenkäufe abzusagen. Wenn sich die Marktbedingungen verbesserten, könne der Verlust geringer ausfallen, hieß es. Das im Bereich Fusionen und Übernahmen zu den führenden Instituten gehörende Geldhaus lehnte eine Stellungnahme ab.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte vergangene Woche zugegeben, sein Haus sei zu Beginn des Jahres zu risikofreudig Kreditengagements eingegangen. Diese könnten wegen der Marktturbulenzen derzeit nicht mehr an andere Investoren weiterverkauft werden und müssten neu bewertet werden. Insgesamt hat die Bank Kreditzusagen im Volumen von 29 Mrd. Euro ausstehen. Mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, auf diese Summe müssten nun Abschreibungen von vier bis sechs Prozent vorgenommen werden, was 1,2 bis 1,7 Mrd. Euro entspräche. Zum Vergleich: Im dritten Quartal 2006 fuhr die Deutsche Bank einen Nettogewinn von 1,2 Mrd. Euro ein.

Viele Analysten waren bislang von einem Verlust aus der Neubewertung von Finanzierungszusagen von 500 bis 700 Mio. Euro ausgegangen. Allerdings geben Branchenexperten zu, dass eine Vorhersage derzeit schwierig ist. Der Sektor sei eine "Black Box", sagte ein Experte. Anhaltspunkte geben allerdings die Zahlen von Banken, die ihre Belastungen bereits beziffert haben: Die US-Investmentbank Morgan Stanley hatte mitgeteilt, wegen der Kreditkrise im dritten Quartal fast eine Milliarde Dollar abschreiben zu müssen.

Die Deutsche-Bank-Aktie gehörte am Montag mit einem Abschlag von 2,2 Prozent auf 28,79 Euro zu den größten Verlierern im Dax. "Die Befürchtung, dass die Bank substanzielle Abschreibungen vornehmen muss, lastet auf dem Aktienkurs", sagte ein Frankfurter Händler. Auch die Commerzbank-Aktie geriet in den Abwärtsstrudel und verlor mehr als vier Prozent auf 28,51 Euro. Bankchef Klaus-Peter Müller hatte vergangene Woche eingeräumt, dass sein Institut womöglich höhere Verluste aus dem Engagement im US-Hypothekenmarkt für zweitklassige Darlehen tragen muss und die bisher angekündigten 80 Mio. Euro nicht ausreichen könnten.

Eiszeit bei Private-Equity-Deals

Banken finden derzeit an den weltweiten Finanzmärkten schwer Käufer für Kreditrisiken, da die Anleger im Zuge der US-Hypothekenkrise zurückhaltend geworden sind. Einige geplante fremdfinanzierte Übernahmen von Beteiligungsfirmen liegen deshalb auf Eis oder wurden abgesagt - zuletzt etwa der Kauf des US-Elektronikkonzerns Harman durch Goldman Sachs und den Private-Equity-Investor KKR. Die Deutsche Bank ist unter anderem an der Finanzierung der mehr als 16 Mrd. Euro schweren Übernahme der britischen Apothekenkette Alliance Boots durch KKR beteiligt.

Hinzu kommt, dass die Kreditinstitute zurzeit unsicher sind, wie sie die Risiken bewerten sollen. Deshalb lassen sich auch noch keine verlässlichen Angaben über die tatsächlichen Ausfälle machen. Banken wünschen sich international einheitliche Bewertungsrichtlinien. Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller sagte vergangene Woche, "es wäre gut, wenn sich die internationalen Regulatoren zusammensetzen und einheitliche Regeln vorgeben".

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen