Postbank-Kauf wird konkreter Deutsche Bank ist dran
11.09.2008, 06:38 UhrDie Deutsche Bank hat erstmals Gespräche mit der Deutschen Post über eine Beteiligung an der Postbank bestätigt. Die Verhandlungen seien in einem fortgeschrittenen Stadium, teilte das Institut am Mittwochabend mit. Ob sie zu einem Abschluss führten, sei jedoch offen. Zuvor hatte es aus Finanzkreisen geheißen, dass sich beide Seiten im Grundsatz auf einen Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank geeinigt hätten.
Man sei sich zu fast 100 Prozent einig, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters eine "mit dem Vorgang vertraute Person". "Es ist nicht falsch, von einer grundsätzlichen Übereinkunft zu sprechen", wurde ein anderer "Insider" zitiert. "Man ist sich grundsätzlich einig", sagte eine weitere Person.
Letzte Details seien aber noch offen und es sei noch nichts unterschrieben, hieß es übereinstimmend weiter. Auch müssten die Aufsichtsräte der Konzerne einer Übereinkunft noch zustimmen. Der Aufsichtsrat der Post solle am kommenden Freitag in Bonn am Morgen zusammenkommen und dann entscheiden, hieß es weiter. Noch am Freitag solle die Öffentlichkeit informiert werden.
Dem "Bonner General-Anzeiger" zufolge will die Deutsche Bank bei der Postbank mit einem Anteil von 29,75 Prozent einsteigen. Darüber hinaus wolle sich die Frankfurter Großbank ein Vorkaufsrecht für die restlichen Postbank-Anteile der Post sichern. Die Post hält 50 Prozent plus eine Aktie. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank soll laut Finanzkreisen ein entsprechendes Angebot bereits genehmigt haben, schreibt die Zeitung.
Ackermann nimmt Stellung
Bereits zuvor waren Spekulationen über einen möglichen Verkauf der Postbank an die Deutsche Bank durch Äußerungen der Frankfurter Großbank neu angefacht worden. Die Deutsche Bank prüft weiterhin Übernahmen im Privatkundengeschäft: "Wir streben eine ganz substanzielle Steigerung unseres Gewinns im Retailbanking an und sind an Akquisitionen in diesem Bereich interessiert", sagte Vorstandschef Josef Ackermann. "Dabei gehen wir weiter mit hoher Disziplin vor."
Es habe sich nichts an der Einschätzung geändert, dass die Deutsche Bank die Postbank als ein Institut sehe, "was uns in vieler strategischer Hinsicht stärken könnte", sagte Ackermann - "sowohl im Privatkundenmarkt als auch als Distributionsnetz".
Für das deutsche Privatkundengeschäft der Citigroup hatte die Deutsche Bank 4 Mrd. Euro geboten. "Die Citibank wäre als Stärkung des Consumerbankings für uns begehrenswert gewesen, deswegen haben wir dort mitgeboten", sagte Ackermann. Den Zuschlag bekam Mitte Juli die französische Genossenschaftsbank Crdit Mutuel für 4,9 Mrd. Euro. Die Ende August vereinbarte Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank wertete Ackermann als Stärkung für den Finanzplatz Deutschland: "Wir begrüßen sehr den Zusammenschluss von Commerzbank und Dresdner Bank. Wir brauchen Konsolidierung."
Ackermann betonte, die breite Aufstellung der Deutschen Bank habe sich gerade im Zeichen der seit Sommer 2007 tobenden Finanzmarktkrise bewährt. Er sehe Deutschlands größte Bank trotz Belastungen von insgesamt gut sieben Milliarden Euro als einen Gewinner der Krise. Zudem werde das Ende der Turbulenzen immer greifbarer: "Wir sehen eine Stabilisierung, wir sehen den Beginn des Endes, das bestätigt sich immer mehr." Noch seien die Märkte jedoch "nach wie vor außerordentlich nervös", sagte Ackermann.
Quelle: ntv.de