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Krise bietet Chancen Deutsche Börse will wachsen

Die Deutsche Börse will die Finanzkrise nutzen, um ihre Expansion voranzutreiben. "Wir setzen auf Wachstum aus eigener Kraft, ergänzt durch Kooperationen und gezielte Zukäufe", sagte Vorstandschef Reto Francioni auf der Hauptversammlung in Frankfurt. Nachdem der Frankfurter Börsenbetreiber durch die milliardenschwere Übernahme der US-Aktienoptionsbörse ISE im vergangenen Jahr den größten Kapitalmarkt der Welt erschlossen hat, nimmt er nun Mittel- und Osteuropa ins Visier. Auch der Nahen Osten sowie Süd- und Ostasien seien für die Deutsche Börse interessant.

Wichtige Rolle für Derivate

Wachstumschancen sieht der Börsenchef auch im Geschäft mit Derivaten, die eine wichtige Rolle bei der Absicherung von Finanzmarktrisiken spielen. Im außerbörslichen Derivate-Handel werde ein Vielfaches der Umsätze im Börsenhandel umgesetzt, "gerade hier könnten weitere Geschäftspotenziale für uns ersichtlich werden", sagte Francioni. Zudem erwarten Experten, dass Geschäfte, die die Banken zuvor untereinander im so genannten "Over-the-Counter"-Handel (OTC) abwickelt haben, wegen der Vertrauenskrise zwischen den Instituten zunehmend auf die Handelsplattformen der Börse verlagert werden. Dagegen geht nach Einschätzung der Deutschen Börse von konkurrierenden Handelsplattformen keine große Gefahr für den Dax-Konzern aus.

Zugleich will Francioni den Gürtel enger schnallen, auch wenn die Deutsche Börse im vergangenen Jahr sowie im ersten Quartal 2008 ein neues Rekordergebnis erzielt hatte. Bereits im laufenden Geschäftsjahr sollen rund 50 Millionen Euro eingespart werden, ab 2010 dann jährlich rund das Doppelte, kündigte er an. Dafür zieht die Deutsche Börse sogar um: Niedrigere Steuern haben den Börsenbetreiber von Frankfurt in das benachbarte Eschborn gelockt - was auf der Hauptversammlung allein bei Aktionären aus Frankfurt für Kritik sorgte. Auch der Aufsichtsrat bekommt die Sparmaßnahmen zu spüren. Mit bisher 21 Mitgliedern hatte das Kontrollgremium die meisten Aufsichtsratmitglieder aller Dax-Konzerne - nun wurden drei Posten gestrichen.

2,10 Euro Dividende geplant

Den Aktionären sollen die Sparmaßnahmen des Börsenbetreibers aber nicht schaden. Francioni betonte, überschüssige Mittel weiter an die Anteilseigner ausschütten zu wollen. "Generell streben wir eine Dividendenausschüttungsquote von 40 bis 60 Prozent des Konzern-Jahresüberschusses an", bekräftigte er. Dazu kämen Aktienrückkäufe. Für 2007 sollen die Investoren 2,10 Euro je Aktie erhalten nach 1,70 Euro für das vorangegangene Jahr.

Bei den Aktionären kamen diese Nachrichten fast ausnahmslos positiv an. Es sei schwer, etwas Negatives zu finden, lobten Aktionärsvertreter. Nur die Entwicklung des Aktienkurses in diesem Jahr sei "ein Problem": Seit Januar verloren die Titel rund 26 Prozent - allerdings fiel auch der Dax um mehr als zwölf Prozent.

Quelle: ntv.de

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