Unschuldig am Pranger? Die Coba-Aktie leidet
06.10.2008, 19:40 UhrIm Sog der Kursverluste bei Hypo Real Estate (HRE) hat am Montag auch die Commerzbank-Aktie massiv nachgegeben. Das Papier der zweitgrößten deutschen Bank verlor zeitweise über 20 Prozent auf 11,35 Euro. Nach Einschätzung von Analysten zogen Investoren Parallelen zwischen der Commerzbank-Tochter Eurohypo und der Münchener HRE, die mit Milliardenkrediten der Bundesbank und anderer Geldinstitute gestützt werden muss.
"Die Eurohypo ist wie die Hypo Real Estate in der Staatsfinanzierung aktiv, das könnte Investoren Angst machen", sagte Equinet-Analyst Philipp Häßler. Sein Kollege Konrad Becker von MerckFinck warnte allerdings davor, die beiden Bankkonzerne zu vergleichen.
Wie es sich gehört
Die Commerzbank selbst betonte am Montag erneut, der Refinanzierungsbedarf des Konzerns einschließlich aller Töchter sei für dieses Jahr und darüber hinaus bereits vollständig gedeckt. "Wir müssen bis dahin nicht mehr an den Kapitalmarkt", sagte ein Sprecher. Zudem refinanziere die Bank langfristige Kredite mit langfristigen Anleihen und kurzfristige mit kurzfristigen.
Die HRE-Tochter Depfa, die für die Probleme der Münchener verantwortlich ist, hatte genau dies nicht getan. Um die Rendite nach oben zu treiben, hatte der Staatsfinanzierer langfristige Kredite mit kurzfristigen Anleihen refinanziert. Weil aber an den Geldmärkten seit dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers Mitte September kurzfristig kein frisches Geld mehr zu bekommen ist, brauchte die HRE nun dringend Liquidität.
Investoren ohne Detailkenntnis
"Es gibt derzeit viele Investoren, die nervös reagieren, ohne dass sie die Chance haben, den Fall im Detail zu beleuchten", sagte Fondsmanager Boris Boehm von Aramea Asset Management, einem Commerzbank-Aktionär. Die Bank könne Schwierigkeiten bekommen im Zusammenhang mit der anstehenden Übernahme der Dresdner Bank, ihrem Engagement im Pfandbriefmarkt oder der Staatsfinanzierung bei der Eurohypo. "Aber es ist zu früh, etwas zu sagen", fügte Boehm hinzu.
MerckFinck-Bankenanalyst Konrad Becker warnte davor, die HRE-Probleme eins zu eins auf die Commerzbank zu übertragen. "Die Struktur der Commerzbank ist eine völlig andere. Sie ist diversifizierter und hat viel mehr Geschäftsbereiche", sagte der Analyst. Zudem verfüge das Institut durch Einlagen von Kunden über eine stabile Einnahme- und Refinanzierungsquelle.
Dresdner-Deal belastet
Die Commerzbank hatte Anfang 2008 den Staatsfinanzierer EssenHyp komplett übernommen und in die Eurohypo integriert. Die Eurohypo ist auf Immobilienfinanzierungen spezialisiert. Das Staatsfinanzierungsgeschäft, das der Commerzbank Verluste einbrockte, soll deutlich reduziert werden. Ein Großteil des Engagements wurde bereits zurückgefahren.
Zusätzlich belastet wurde die Commerzbank-Aktie Börsianern zufolge durch die angepeilte Übernahme der Dresdner Bank. Händler verwiesen auf die Sorge von Investoren vor zusätzlichen Risiken bei der Dresdner. Die Commerzbank erstelle derzeit zum Stichtag 30. September ein neues Wertgutachten zur Dresdner, wie ein Sprecher einen Bericht von "Euro am Sonntag" bestätigte. Die zur Allianz gehörende Dresdner Bank musste wegen der Finanzkrise bisher über drei Milliarden abschreiben.
Quelle: ntv.de