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Erste Zweifel in Hannover Die Conti-Front bröckelt

Bei dem Autozulieferer Continental soll es Streit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat über das feindliche Übernahmeangebot des fränkischen Familienkonzerns Schaeffler geben. Bei der Conti-Aufsichtsratssitzung am Dienstag habe Chefkontrolleur Hubertus von Grünberg signalisiert, er halte eine Abwehr gegen Schaeffler für wenig aussichtsreich, hieß es aus dem Umfeld des Unternehmens.

Grünberg teilte am Donnerstagabend mit: "Als Vorsitzender des Aufsichtsratsgremiums, das in der Regel zu einem gemeinsamen Votum gelangt, ist es mir heute - vor Abschluss des Meinungsbildungsprozesses - noch nicht möglich, eine Stellungnahme (zum Schaeffler-Gebot) abzugeben." Erst wenn die Offerte ausreichend konkretisiert vorliege, werde sich das Gremium damit befassen und anschließend eine Handlungsempfehlung aussprechen.

Conti-Chef Manfred Wennemer hatte dagegen die Offerte zuvor massiv zurückgewiesen und Schaeffler heftig angegriffen. Wennemer warf den Franken unlautere Methoden und Verlogenheit vor, was Schaeffler zurückwies. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete vorab aus ihrer Freitagausgabe unter Berufung auf die Conti-Arbeitnehmerseite sogar, von Grünberg habe sich für die Übernahme ausgesprochen. Der Aufsichtsrat sei sich nicht einig, deshalb gebe es massiven Streit zwischen Wennemer und von Grünberg. Bei Conti war am Abend niemand zu einer Stellungnahme bereit.

Die Conti-Arbeitnehmer hielten vorerst noch zu Wennemer, hieß es im Umfeld des Unternehmens weiter. Sie wollten es sich aber auch mit Schaeffler für den Fall der Fusion nicht verderben. Zudem sei ihnen ein deutscher strategischer Investor lieber als eine eventuelle Übernahme durch einen Finanzinvestor oder ein ausländisches Unternehmen. Zuletzt hatten die Gewerkschaften vor einer Übernahme durch Schaeffler gewarnt, weil sie eine Zerschlagung von Conti und einen Jobabbau befürchten.

Schaeffler hatte am Dienstag eine gut elf Milliarden Euro schwere Offerte für Conti vorgelegt, sich zuvor jedoch über sogenannte Swaps den Zugriff auf 36 Prozent der Aktien gesichert. Dazu wurden Derivategeschäfte mit mehreren Banken eingesetzt, wodurch Schaeffler nach eigener Darstellung auf legalem Weg eine Stimmrechtsmeldung vermied. Derzeit prüft die Finanzaufsicht BaFin die Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens. "Wir sind noch dabei, das Verfahren dauert an", sagte eine Behördensprecherin.

Verschreckte Politiker

Auf landespolitischer Ebene entbrennt unterdessen ein Streit über die Bewertung des Vorgehens von Schaeffler. Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) erklärte: "Ich halte das Engagement von Schaeffler bei Continental für wohlüberlegt und ambitioniert." Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff äußerte sich dagegen besorgt über einen möglichen Arbeitsplatzabbau.

Auch auf Bundesebene wurden Politiker von dem Übernahmekampf aufgeschreckt. Finanzpolitiker von Union und SPD sagten Reuters am Donnerstag, sollte das fränkische Familienunternehmen ein legales Schlupfloch ausgenutzt haben, um sich unbemerkt den Zugriff auf 36 Prozent der Conti-Aktien zu sichern, werde dieses schleunigst geschlossen.

Bridgestone oder Pirelli als "weiße Ritter"

Conti erarbeitet derzeit eine Abwehrstrategie gegen das als feindlich erachtete Übernahmeangebot. Dabei will der Konzern unter anderem Gespräche mit Investoren führen. Ihnen gegenüber wird der Autozulieferer wohl auf die drohende Herabstufung der Bonitätseinschätzung durch Ratingagenturen hinweisen.

Zu möglichen Abwehrmaßnahmen gehören auch ein Aktienrückkauf und eine Kapitalerhöhung - beides würde die Übernahme für Schaeffler deutlich verteuern. Auch ein Gegengebot durch einen genehmeren Investor wäre möglich. Der italienische Reifenhersteller Pirelli - dem Interesse an der nach einer Übernahme möglicherweise zum Verkauf gestellten Conti-Reifensparte nachgesagt wird - dementierte jegliches Interesse. Der in Medienberichten als möglicher Interessent genannte japanische Reifenhersteller Bridgestone lehnte eine Stellungnahme ab.

Quelle: ntv.de

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