Detroit Motor Show 2009 Die dunkle Automesse
12.01.2009, 14:06 UhrMit rabenschwarzen Prognosen hat die Weltelite der Autobauer auf der Branchenmesse in Detroit den Bedarf staatlicher Stützungsmaßnahmen unterstrichen. Nachdem die US-Regierung Milliarden-Programme beschlossen hat, wurde für Montag in Deutschland die Verabschiedung eines Konjunkturpakets mit Bürgschaften für notleidende Branchen wie die Autoindustrie erwartet. Auch Frankreich will seinen Herstellern helfen. Kreisen zufolge will die chinesische Regierung in dieser Woche über Steuererleichterungen für die Auto- und Stahlindustrie beraten.
"Ich habe schon auf Beerdigungen eine bessere Stimmung erlebt", fasste der Chef des größten US-Autohändlers AutoNation, Mike Jackson, auf der Detroiter Automesse die Lage zusammen. Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise erwarten die Autohersteller miserable Verkaufszahlen, denen sie mit Produktionskürzungen und Entlassungen begegnen. Die von der Belegschaft geforderten Zugeständnisse entfachen in den USA Proteste: Demonstrierende Arbeiter riefen vor den Messehallen Slogans wie "Bush sagt Kürzen, wir sagen Kämpfen".
Die Schwäche nutzen
Bei deutschen Herstellern kündigen sich ebenfalls weitere Einschnitte für die Mitarbeiter an. VW-Chef Martin Winterkorn, der für sein Unternehmen einen Absatzrückgang um zehn Prozent und eine Schrumpfung des Weltmarkts um ein Fünftel erwartet, beantwortete die Frage, ob Kurzarbeit geplant sei, mit den Worten: "Bis heute noch nicht, aber ich schließe es nicht aus." Daimler, dessen Chef Dieter Zetsche zumindest für das zweite Halbjahr "frühe Zeichen einer Erholung" in einzelnen Regionen ausmacht, schickt Zehntausende Beschäftigte bis Ende März in Kurzarbeit. BMW erklärte, es sei noch offen, ob sich das Absatzniveau von 2008 halten lasse.
Im Vergleich zur US-Konkurrenz, die unter der rapide gesunkenen Nachfrage nach ihren überdimensionierten Spritschluckern leidet, stehen die deutschen Hersteller noch gut da. Sie wollen aus den Problemen von GM, Ford und Chrysler Profit schlagen, wie ihr Verbandschef Matthias Wissmann ankündigt: "Wir gehen in Zeiten der Krise in die Offensive und nicht in die Defensive." Deutsche Autobauer legten ihre Expansionspläne auf dem weltgrößten Automarkt, den USA, nicht auf Eis. "Die deutschen Hersteller haben in den letzten vier Jahren ihren Marktanteil kontinuierlich gesteigert - und sie werden das auch im Jahr 2009 tun", sagte er.
Punkten mit Vorzeige-Elektrik
Neue, klimafreundliche Technologien - ob aus deutscher oder amerikanischer Herstellung - spielen zwar dort kaum eine Rolle. Gleichwohl strengte sich die Branche auf der Autoshow an, ihre Elektromotoren oder verbrauchsarme Hybridantriebe ins rechte Licht zu rücken. Viele Hersteller kündigten Modelle mit solchen Techniken an - allerdings sollen viele davon erst in zwei bis drei Jahren zu haben sein.
Verbandschef Wissmann erneuerte seinen Hilferuf an die Banken. "Die Banken müssen verstehen, dass sie den Schirm nicht dann aufspannen können, wenn die Sonne scheint, und ihn einziehen, wenn es regnet." Viele Hersteller müssten ihren Lieferanten inzwischen finanziell unter die Arme greifen. Auch die Politik ist aus Sicht der Firmen gefragt. Der zu den großen Zulieferern gehörende Stahlkonzern ThyssenKrupp erklärte, er würde entsprechende Finanzhilfen annehmen.
Quelle: ntv.de