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Chrysler wird schön gemacht Dr. Z bleibt vorerst dran

Der US-amerikanische Autobauer DaimlerChrysler hat 2006 operativ 5,5 Mrd. Euro verdient. Das ist mehr als der Markt nach zwei Gewinnwarnungen erwartet hatte. Weniger erfreulich: die angeschlagene US-Sparte Chrysler verbuchte einen Verlust von 1,1 Mrd. Euro. Trotzdem hält Konzernchef Zetsche vorerst an Chrysler fest. Um die Kurve zu kriegen, will Zetsche eine Mrd. Euro investieren und 13.000 Mitarbeiter entlassen. Für die Zukunft hält er sich aber alle Optionen offen. Magazinberichten zufolge soll bereits ein Verkauf an General Motors im Gespräch sein.

Dank eines Gewinnsprungs in der Mercedes Car Group (MCG) hat DaimlerChrysler im vergangenen Geschäftsjahr die hohen Verluste der US-Tochter ausgleichen können. Im Geschäftsjahr 2006 erzielte der Konzern einen Operating Profit von 5,52 (Vj. 5,19) Mrd. Euro. Das teilte der Stuttgarter Automobilhersteller am Mittwoch vor der Jahrespressekonferenz am Chrysler-Firmensitz Auburn Hills mit.

Nach zwei Gewinnwarnungen im Jahresverlauf wurde damit die eigene Prognose erfüllt und die Konsenschätzungen der Analysten übertroffen. Sie hatten im Mittel mit einem operativen Gewinn von 5,08 Mrd. Euro gerechnet.

Der Nettogewinn stieg hingegen auf 3,23 (Vj. 2,85) Mrd. Euro. Analysten hatten hier mit knapp 3,3 Mrd. Euro gerechnet und dies mit einer geringeren Steuerquote und mit einem verbesserten Finanzergebnis begründet. DaimlerChrysler hat im vergangenen Frühjahr den Verkauf von 7,5 Prozent am europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS bekannt gegeben und sich dabei einen bestimmten Ausübungskurs gesichert, der über dem zum Jahresende geltenden Marktpreis lag.

Nach einem Verlust von 505 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2005 wurde die Mercedes Car Group, in der die Marken Mercedes-Benz, Smart und Maybach zusammengefasst sind, wieder stärkster Ertragsbringer im Konzern: Die Pkw-Sparte schrieb 2006 einen Operating Profit von 2,42 Mrd. Euro. Im Jahr zuvor hatten Qualitätsprobleme, der Abbau von 9.300 Stellen und die erste Sanierungsrunde bei der Kleinwagentochter Smart für hohe Belastungen gesorgt.

Chrysler kommt aus dem Stottern nicht raus

Die US-Tochter Chrysler hingegen rutschte erwartungsgemäß mit einem Verlust von 1,12 (Vj. plus 1,5) Mrd. Euro tief in die roten Zahlen. Analysten hatten mit einem Minus von 0,99 Mio. Euro gerechnet. Ursache sind die hohen Benzinpreise, die im US-Markt zu einer verstärkte Nachfrage nach kleineren, spritsparenden Fahrzeugen führte, während Chrysler hauptsächlich schwere Geländewagen, Pick-ups und Minivans im Angebot hat. Weil das Unternehmen nicht rechtzeitig die Produktion an die veränderte Nachfrage anpasste, wurden massenhaft Fahrzeuge auf Halde gefertigt die nur mit hohen Nachlässen verkauft werden konnten.

Aufgrund der Probleme bei Chrysler hat das Dax-Unternehmen im Laufe des Geschäftsjahrs 2006 zwei Mal die Prognose für den Operating Profit gesenkt. Waren zu Jahresbeginn noch sechs Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden, wurde zuletzt bei einem Verlust von Chrysler in der Größenordnung von ein Mrd. Euro nur noch mit rund fünf Mrd. Euro gerechnet.

Daimler geht auf Distanz

Entgegen anderslautenden Spekualtionen hält Daimler-Chrysler-Chef Zetsche, der im vergangenen Jahr in den USA Sympathiepunkte mit seinem Fernsehspot "Ask Dr. Z" sammeln konnte, vorerst an der defizitären US-Tochter fest. Wie in den Details zu den Sanierungsplänen erläutert wurde, werden dieses Jahr eine Mrd. Euro in die Sanierung investiert. Ziel ist es, kleinere und verbrauchsarme Fahrzeuge zu bauen. 2,3 Mrd. Euro sollen in neue Motoren, Getriebe und Achsen investiert werden. Bis 2009 sollen 13.000 Mitarbeiter bei Chrysler entlassen werden. Der Restrukturierungsplan soll das Chrysler-Ergebnis bis 2009 um 3,5 Mrd. Euro verbessern.

Gleichzeitig machte Zetsche aber unmissverständlich klar, dass die Rettungsversuche nicht ewig fortgesetzt werden. Es gehe "um die beste Lösung für Chrysler und DaimlerChrysler", betonte der Vorstand am Mittwoch. Um das Sanierungsprogramm zu "unterstützen und zu beschleunigen", prüfe man weitere strategische Optionen, wobei man keine Option ausschließe. Mit der unverhohlenen Drohung, den Klotz am Bein im Notfall zu verkaufen, ging er erstmals auf Distanz und brach damit das letzte Tabu seines Vorgängers Jürgen Schrempp.

Schlägt GM zu?

Ein Londoner Broker kommentierte dies mit den Worten, Chrysler müsse "zuallerst 'schön' gemacht werden, bevor man sie verkaufen kann". Das "Manager Magazin" hat dagegen schon einen möglichen Käufer ausgemacht. DaimlerChrysler verhandele mit General Motors über den Verkauf seiner US-Tochter, zitierte das Magazin aus Konzernkreisen. Die Gespräche, an denen mit Hochdruck gearbeitet werde, befänden sich allerdings noch in einem sehr frühen Stadium. DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche wollte den Bericht nicht kommentieren.

Quelle: ntv.de

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