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Strompreise Drastischer Schub 2013

Drastisch höhere Stromkosten der Verbraucher erwarten Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und die Energiebranche für das Jahr 2013. "Wir gehen von jährlich bis zu 10 Mrd. Euro aus", sagte Gabriel dem "Handelsblatt" zur geplanten Vollversteigerung von Verschmutzungsrechten in der Energiewirtschaft. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) erwarte dann nochmals eine Erhöhung der Strompreise um 15 bis 20 Prozent. In den letzten zehn Jahren sei der Strompreis für einen durchschnittlichen Drei-Personen- Haushalt bereits um 26 Prozent gestiegen. Derzeit werden die Kohlendioxid-Anteile nur zu 10 Prozent versteigert, der Rest der staatlichen Zuteilungen weiterhin den Unternehmen geschenkt.

Zum Emissionshandel sollten in den kommenden Wochen die entsprechenden Beschlüsse fallen, berichtet das Blatt. Die Energiekonzerne wollen nach eigenem Bekunden ihre Auktionskosten auf die Kunden abwälzen. Gabriel bekräftigte seine Absicht, energieintensive Branchen wie die Stahl-, Zement-, Glas- und Papierindustrie von der Versteigerung auszunehmen. Sonst wäre ihre Existenz bedroht. "Ein Elektrostahlwerk könnte man in Europa nicht mehr betreiben." Es werde keine Zustimmung der Bundesregierung zu einer solchen EU-weiten Regelung geben, "ohne dass klar ist, auf welchem Wege die im internationalen Wettbewerb stehende energieintensive Industrie von den Belastungen des Emissionshandels freigestellt wird", erklärte der SPD-Politiker.

In der betroffenen Industrie gebe es allerdings erhebliche Zweifel daran, ob sich vertretbare Lösungen durchsetzen lassen, schreibt das "Handelsblatt". Bei Thyssen-Krupp Steel heiße es: "Bisher gibt es zwar vage Absichtserklärungen der Bundesregierung, uns zu helfen. Wir sind aber skeptisch, ob das in Brüssel auch schon angekommen ist."

Stark sinkende Kaufkraft

Die teure Energie entzieht den deutschen Verbrauchern nach Einschätzung der Bundesbank fast so viel Kaufkraft wie die höhere Mehrwertsteuer. In diesem Jahr könnte unter dem Strich Energie im Wert von gut 82 Mrd. Euro importiert werden, das seien 23 Mrd. Euro mehr als 2007, wie die Bundesbank in ihrem Monatsbericht erklärte. "Damit würde der energiebedingte Kaufkraftentzug rechnerisch betrachtet fast den Umfang des auf die Erhöhung der Mehrwert- und Versicherungssteuer zum 1. Januar 2007 zurückgehenden Kaufkraftentzugs erreichen."

Im Verhältnis zum nominalen Bruttoinlandsprodukt bedeute dies einen Anstieg der energiebezogenen Kosten um rund einen Prozentpunkt auf etwa 3,25 Prozent. Diese Relation liege um ein Viertel über der entsprechenden Größe in der ersten Ölpreiskrise Mitte der 70er Jahre, aber noch um rund ein Drittel unter der Belastungsspitze in der zweiten Krise Anfang der 1980er Jahre.

Schmaleres verfügbares Einkommen

Auch wenn der Preis für ein Fass Rohöl seit dem Rekordhoch von 147 Dollar Mitte Juli um rund 30 Dollar gesunken sei, dürfte sich die Energieimportrechnung Deutschlands in diesem Jahr kräftig erhöhen, teilte die Bundesbank weiter mit. Dies schmälere das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte. Für Entlastung hätten in den vergangenen Jahren allerdings das Aufkommen energiesparender Techniken und Produktionsverfahren sowie der Strukturwandel gesorgt. Denn das energieintensive Verarbeitende Gewerbe habe an Bedeutung verloren, der Dienstleistungssektor hingegen gewonnen.

Zwischen 2003 und 2008 habe die größere Energieeffizienz zwar die Kosten gedämpft. Auch die Euro-Aufwertung habe sich hier positiv bemerkbar gemacht. Dennoch hat die Verteuerung von Energieträgern den Verteilungsspielraum in Deutschland der Bundesbank zufolge erheblich eingeengt. "Letztlich können derartige Realeinkommenseinschränkungen gesamtwirtschaftlich betrachtet kurzfristig nicht vermieden werden."

Versuche, wie in den 1970er Jahren und Anfang der 1980er Jahre, dies über höhere Lohnabschlüsse auszugleichen, führten aber nur zu einer Lohn-Preis-Spirale und gefährdeten Arbeitsplätze im Inland. "Erfolgversprechend sind - abgesehen von einem veränderten Energie-Mix - nur Strategien zur weiteren Verringerung der Energieintensität."

Quelle: ntv.de

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