Minimales Wachstum Düstere Prognose
12.10.2008, 12:30 UhrDie führenden Forschungsinstitute erwarten 2009 einen Wachstumseinbruch in Deutschland. In ihrem Herbstgutachten prognostizieren die acht Institute nur noch einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,2 Prozent, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters aus Kreisen. "Die Institute gehen auf 0,2 Prozent für nächstes Jahr."
Auch das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" nannte diese Zahl. 2009 werde nach Einschätzung der Institute auch erstmals seit Jahren die Arbeitslosigkeit wieder leicht steigen, berichtete der "Spiegel".
Konjunkturspritze muss her
Zur Eindämmung der Folgen der Finanzkrise forderte DGB-Chef Michael Sommer ein Konjunkturprogramm von mindestens 25 Mrd. Euro. Auch die stellvertretende SPD-Vorsitzende Andrea Nahles sprach sich für Konjunkturanreize in Milliardenhöhe aus. Der Handwerksverband schlug eine sofortige Senkung des Solidaritätszuschlags vor, um dadurch den Konsum zu stützen und einer Rezession entgegenzuwirken.
Die Institute stellen ihre Prognose am Dienstag in Berlin vor. In ihrem Frühjahrsgutachten hatten sie für 2009 noch ein BIP-Plus von 1,4 Prozent veranschlagt und plus 1,8 für das laufende Jahr vorausgesagt.
Auch die Bundesregierung dürfte ihre Schätzung für die wirtschaftliche Entwicklung deutlich senken. Auf Grundlage des Herbstgutachtens wird Wirtschaftsminister Michael Glos am Donnerstag die Prognose der Bundesregierung vorstellen. Nach Angaben aus Regierungskreisen wird er die alte Prognose von 1,2 Prozent für 2009 auf unter 0,5 Prozent senken. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht von einer Stagnation der Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr aus.
Bankenbranche vor Stellenabbau
Den größten Stellenabbau infolge der Finanzkrise werde es bei den Banken geben, sagte der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, der "Bild am Sonntag". Auch in der Autoindustrie, die bereits ihre Produktion drosselt, werde mit einem spürbaren Stellenabbau gerechnet. Im Maschinen- und Anlagenbau, einer der Hauptmotoren des deutschen Wirtschaftswachstums, erwartet Straubhaar "keinen dramatischen, aber einen merkbaren Arbeitsplatzabbau".
Der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Manfred Wittenstein, dagegen schätzt, das im Maschinen- und Anlagenbau bis zum Jahresende die Zahl der Beschäftigten noch auf 975.000 steigt und damit um 40.000 höher liegt als vor einem Jahr. Das seien sichere und dauerhafte Arbeitsplätze, vorausgesetzt, "dass die Tariferhöhungen uns nicht zum Abbau zwingen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Samstag.
Zur Stützung der Konjunktur forderte DGB-Chef Sommer ein Investitionsprogramm für Infrastruktur und Bildung von mindestens 25 Mrd. Euro. "Die Regierung muss jetzt die richtigen Hebel in Bewegung setzen, damit der Schaden begrenzt wird", sagte der dem "Tagesspiegel" laut Vorabbericht.
SPD-Vize Nahles plädierte für Klimaschecks, mit denen die Bürger Zuschüsse für den Kauf sparsamer Autos oder Kühlgeräte bekämen. "Es ist kein plumpes Konjunkturprogramm, sondern nur eine Finanzspritze, die Anreize schafft", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Allerdings müsste dafür eine große Summe bereitgestellt werden. Wenn man dafür nur ein paar hundert Mio. Euro in die Hand nähme, hätte die Idee keinen Effekt.
Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, forderte zur Konjunkturstützung die sofortige Senkung des Solidaritätszuschlags auf 3,3 von 5,5 Prozent. Dies sei machbar, "ohne dass die neuen Länder einen Cent weniger bekommen", sagte Kentzler der "Leipziger Volkszeitung". Der "Soli" sei gar kein Solidarbeitrag Ost mehr, sondern eine allenfalls teilweise noch gerechtfertigte Zusatzsteuer, die vor allem dem Bundeshaushalt zugutekomme. Wirtschaftsminister Glos lehnte dies ab. Eine Senkung würde allein zulasten des Bundeshaushalts gehen und auch Sorgen in den ostdeutschen Bundesländern auslösen, sagte er derselben Zeitung.
Quelle: ntv.de