Strom und Gas ganz billig E.ON will Preiskampf
01.02.2007, 18:57 UhrDer Energieversorger E.ON will mit einem neuen Stromtarif bundesweit die Standardpreise der lokalen Strom- und Gasversorger unterbieten und damit einen Preiskampf bei Strom und Gas einläuten. Experten bleiben skeptisch.
Der Konzern startete am Donnerstag eine neue Gesellschaft "E wie Einfach Strom & Gas GmbH", deren Tarif nach eigenen Angaben jeweils einen Cent pro Kilowattstunde (kWh) unter dem Allgemeinen Preistarif des jeweiligen örtlichen Grundversorgers liegt. Beim Gas werde der Tarif grundsätzlich um zwei Cent pro Kubikmeter unterboten, versicherte E.ON in Köln. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) begrüßte die Ankündigung als Schritt zu mehr Wettbewerb.
E.ON nimmt dabei auch in Kauf, Kunden seine angestammten Vertriebstöchter wie E.ON Bayern oder E.ON Hanse zu verlieren und möglicherweise die Stadtwerke als Großkunden zu verprellen. "Natürlich kann es sein, dass ein Kunde von E.ON Bayern zu "E wie Einfach" wechselt. Aber das ist mir doch lieber, als wenn er zu einem anderen Wettbewerber wechselt", sagte Karl-Michael Fuhr, Vorstand von E.ON-Energie. E wie Einfach habe drei Jahre Zeit, um rentabel zu werden. Angaben zu erwarteten Kundenzahlen oder Marktanteilen machte die neue Gesellschaft nicht.
Je nach örtlicher Situation werde das Angebot um fünf bis sechs Prozent unter den bisherigen Standardtarifen liegen, sagte die Geschäftsführerin von E wie Einfach, Marie-Luise Wolff. Für die Preise gebe es eine Obergrenze, die bei Strom zwei Jahre lang gelte und bei Gas ein Jahr. Sollten die lokalen Anbieter ihre Preise senken, werde auch der E.ON-Tarif entsprechend gesenkt. Das Angebot richte sich an Haushaltskunden und mittelgroße Unternehmen mit einem Strom- und Gasverbrauch bis zu 100.000 Kilowattstunden pro Jahr. Bei Gas entsprechen 100.000 Kilowattstunden etwa einem Volumen von 10.000 Kubikmetern.
Der Rivale RWE hatte am Dienstag erklärt, er habe grundsätzlich ebenfalls das Ziel, Gas und Strom bundesweit anzubieten. Dies könne über die jüngst zugekaufte Gesellschaft Eprimo geschehen. Wettbewerbshüter hatten immer wieder mehr Konkurrenz - vor allem auf dem Gasmarkt - angemahnt, wo erst in wenigen Regionen ein Anbieterwechsel möglich ist.
Wirtschaftsminister Glos sagte: "Es ist ein Schritt hin zur Normalisierung der Energiemärkte, wenn jetzt auch die großen Energieversorger außerhalb ihrer angestammten Märkte aktiv um Kunden werben." Ob die E.ON-Ankündigung die überfällige Initialzündung für echten Wettbewerb beim Gas sei, bleibe aber abzuwarten. Auch Verbraucherschützer zeigten sich zurückhaltend. Sie wollen erstmal abwarten, ob es sich um eine PR-Aktion von E.ON handelt, oder ob die Verbraucher wirklich von niedrigeren Preisen profitieren können.
Quelle: ntv.de