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Wer will eine Dividende? EADS-Aktionäre greifen zu

Die Aktionäre des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS haben auf dem Aktionärstreffen in Amsterdam für eine volle Ausschüttung des Nettogewinns gestimmt. Damit erhalten die Aktionäre zwölf Cent je Aktie. 52 Prozent stimmten für die Zahlung der maximal möglichen Dividende, 48 Prozent waren dagegen.

Angesichts eines Jahresgewinns von nur 99 Mio. Euro waren zwölf Cent der höchst mögliche Betrag. Da der Verwaltungsrat von EADS sich nicht auf eine Empfehlung für eine Dividendenzahlung einigen konnte, hatte der Konzern die Entscheidung den Aktionären selbst überlassen. Für 2005 hatte EADS noch 65 Cent Dividende gezahlt.

Schonungslose Abrechnung

Nach den erheblichen Problemen mit dem neuen Großraumflugzeug A 380 und dem kleineren Prestigeprodukt A 350 war der Gewinn des Konzerns trotz einer Rekordzahl an verkauften Flugzeugen dramatisch eingebrochen. Die neu formierte Unternehmensführung warb bei den Aktionären um Vertrauen. Der neue Airbus-Chef und EADS-Co-Vorsitzende Louis Gallois betonte, die Konsequenzen aus den Problemen des vergangenen Jahres seien gezogen worden. Das Unternehmen sei wieder auf der richtigen Spur, und die Kunden hätten ihm die Treue gehalten.

EADS-Co-Präsident Arnaud Lagardre zog eine schonungslose Bilanz der Airbus-Krise. Die Probleme seien nicht richtig angegangen worden. "Das hat zu fürchterlichen Konsequenzen geführt", sagte Lagardre. Gallois entschuldigte sich: "Es tut uns schrecklich leid, solche schlechten Zahlen präsentieren zu müssen", sagte er. Sein Co- Vorsitzender bei EADS, Tom Enders, räumte ein, dass es im alten Airbus-Vorstand Selbstgenügsamkeit gegeben habe. Häufig kritisiert wurde bei der Aktionärsversammlung die umstrittene Abfindung für den ausgeschiedenen Airbus-Chef Nol Forgeard in Höhe von 8,5 Mio. Euro. Lagardre verwies auf dessen vertragliche Ansprüche.

Lagardre gab der Führungsspitze volle Rückendeckung für das Sanierungsprogramm "Power 8", das auch die Streichung von 10.000 Arbeitsplätzen vorsieht. Gallois betonte, das Programm bedeute aber mehr als die Entlassung von Mitarbeitern. Es solle auch dazu beitragen, den kompliziert gebauten internationalen Konzern besser zu integrieren. Außerdem solle es EADS helfen, ein "Netzwerk von Partnern" zu schaffen, um Entwicklungen und Risiken nicht nur alleine tragen zu müssen. Gallois sagte für Airbus auch in diesem Jahr einen "deutlichen Verlust" voraus, verursacht durch die Anschubkosten für "Power 8" und durch die Dollarschwäche.

Keinen zweiten Weltkrieg, bitte!

Tumulte bei dem mit Spannung erwarteten Aktionärstreffen blieben aus. Allerdings übten die Aktionäre wegen der Krise bei Airbus und dem daraus resultierenden Stellenabbau zum Teil heftige Kritik an der Arbeit des Managements. Einige forderten eine Reform der Konzernstrukturen und bezeichneten die deutsch-französische Doppelspitze sowohl im Vorstand als auch im Verwaltungsrat als absurd. "Wenn Sie Stellen streichen müssen, dann fangen Sie oben an: Ein Chef und ein Chairman. Damit setzen Sie ein Beispiel", sagte Errol Keyner von der niederländischen Investorengruppe VEB.

Sichtlich genervt sind die Kleinaktionäre von den in den vergangenen beiden Jahren verstärkten Streitereien zwischen den französischen und deutschen Anteilseignern. "Wir sollten den Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufleben lassen", mahnte ein Aktionär die Führungsspitze. "Es macht mehr den Eindruck, als würden Sie eine Partei führen und nicht ein Unternehmen", sagte Keyner.

Mehrere Aktionäre kritisierten die Abfindung von 8,5 Mio. Euro für den früheren Airbus-Chef und EADS-Co-Chef Noel Forgeard. Er musste wegen der Airbus-Krise im vergangenen Jahr seinen Hut nehmen. Grube verteidigte die Zahlung. Sie sei Teil des Vertrages von Forgeard. "Was für ein Genie hat denn einen solchen Vertrag ausgearbeitet?", fragte Keyner.

Lieferverzögerungen beim A380 um insgesamt zwei Jahre hatten Airbus im vergangenen Jahr in die Verlustzone gedrückt. Mit dem Abbau von 10.000 Stellen und dem Verkauf von mindestens drei Werken soll der Flugzeugbauer aus der Krise kommen.

Quelle: ntv.de

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