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10.000 Airbus-Jobs weg EADS powered los

Bei Airbus sollen in den nächsten vier Jahren 10.000 Stellen abgebaut werden. Das kündigte der Mutterkonzern EADS bei der Vorstellung des Sanierungsprogramms "Power 8" an. Entlassungen sollen aber nicht notwendig sein. Die beschlossenen Anpassungen sollen durch natürliche Fluktuation, Vereinbarungen über freiwilliges Ausscheiden und weitere Maßnahmen erfolgen, teilte der Konzern in Toulouse mit.

"Bislang sieht das Management keine Notwendigkeit für Entlassungen", hieß es wörtlich. Geplant ist der Abbau von 3.700 Stellen in Deutschland, 3.200 in Frankreich, 1.600 in Großbritannien und 1.100 in der Airbus-Zentrale in Toulouse. 5.000 der betroffenen Stellen seien mit Zeitarbeitskräften oder Unterauftragnehmern besetzt, hieß es weiter. Eine langfristige Bestandsgarantie wollte Airbus-Chef Louis Gallois aber für kein Werk geben. "Wir können noch nicht einmal für den Eiffelturm garantieren, dass es ihn in 20 Jahren noch gibt", sagte Gallois. "Das gilt auch für alle Airbus-Werke. Wir sind ein Unternehmen und müssen am Markt kämpfen."

Die Tochter des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS will ihre Unternehmensabläufe zur Überwindung der Krise optimieren und dazu die komplizierte Mehr-Länder-Struktur abschaffen. Statt der bisher acht nationalen wird es jetzt "vier transnationale Kompetenzzentren" geben. "Wir sind kein integriertes Unternehmen. Es gibt deshalb Überlappungen und parallele Hierarchien. Und es gibt nationale Konflikte. Das ist Gift für Airbus", stellte Gallois fest. Die geplanten Kostensenkungen von 2,1 Mrd. Euro bis zum Jahr 2010 seien ein Minimum: "Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen sie erreichen." Er verwies dabei auch auf den Konkurrenten Boeing, der sich schon längst den neuen Herausforderungen gestellt habe.

Das Sanierungsprogramm ist nach Aussagen des deutschen Co-Chefs der Muttergesellschaft EADS, Tom Enders, eine gute Grundlage, um Airbus "aus dem Dreck zu ziehen". Das Programm für Airbus sei zwar hart, aber: "wer dieses Programm ablehnt, der kann genauso gut die weiße Fahne hissen und Boeing das Feld überlassen", sagte Enders. Er räumte ein, dass im wesentlichen Managementfehler zu der Krise von Airbus geführt hätten. Dass diese das Unternehmen im letzten Jahr verlassen hätten, habe aber die Krise nicht beendet. "Louis (Gallois) und sein Airbus-Team haben meine volle Unterstützung", sagte Enders.

Arbeiter gehen nach Hause

Die Airbus-Werke in Varel, Laupheim sowie im französischen St. Nazaire stehen nach Angaben von EADS zur Disposition. Für diese drei Standorte will das Management verschiedene Möglichkeiten ausloten, hieß es. Dazu zählt neben einem Verkauf an Hauptzulieferer auch eine Abgabe an das Management oder die Zusammenlegung mit anderen Werken. Aus Gewerkschaftskreisen war im Vorfeld der Pressekonferenz durchgesickert, dass eben diese drei Standorte verkauft werden sollen. Für den Standort Nordenham sowie für Filton in Großbritannien und Maulte erwägt Airbus "industrielle Partnerschaften". Für diese Standorte gebe es bereits "unaufgefordert Angebote möglicher Investoren".

Die Arbeitnehmer in Varel, Nordenham und Laupheim legten noch während der Pressekonferenz die Arbeit nieder und gingen nach Hause. "Sie haben die Schnauze voll", sagte ein IG-Metall-Sprecher. Die Arbeit solle vermutlich erst am Freitag wieder aufgenommen werden. Auch die französischen Arbeitnehmer reagierten erzürnt auf die Lastenverteilung. Die Mobilisierung gegen den geplanten Stellenabbau und die Airbus-Werksverkäufe müsse anschwellen, es werde als Protest dagegen spontane und auch organisierte Arbeitsniederlegungen geben, kündigte der Sprecher der französischen Gewerkschaft CGT, Xavier Petrachi, an. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Pläne legten mehr als 1.000 Beschäftigte in Toulouse die Arbeit nieder.

Der deutsche Gesamtbetriebsrat und die IG Metall reagierten ebenfalls enttäuscht: "Der Kampf um die Zukunft von Airbus in Deutschland hat jetzt erst begonnen." Der Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende, Rüdiger Lütjen, sagte in Toulouse: "Wir werden das Konzept des EADS Boards so nicht akzeptieren." "Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz. Darüber hinaus werden wir die Beibehaltung aller Standorte innerhalb der Airbus Deutschland GmbH entschieden einfordern."

Bundesregierung zufrieden

Anders als die Gewerkschaften zeigt sich die Bundesregierung mit dem vorgestellten Programm zufrieden. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sieht die deutschen Interessen bei der Verteilung der Lasten und der Zukunftstechnologien berücksichtigt. Er nannte "Power8" ein ausgewogenes Konzept. "Es hat ja immer so mal den Verdacht gegeben, dass die deutsche Seite über den Tisch gezogen wird. Das ist nicht der Fall." Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, dass Lasten und Zukunftschancen nach dem vorliegenden Sanierungskonzept wie mit Frankreich vereinbart gleich verteilt würden. Merkel bedauerte gleichzeitig, dass die Entscheidungen des Managements mit schweren Einschnitten für die Beschäftigten verbunden seien.


Deutschland erhält die Federführung für Flugzeugrumpf und Kabine, Großbritannien für Tragflächen, Spanien für Heck und Frankreich für die Flugzeugstruktur. Hamburg erhält "unverzüglich" eine dritte Endmontagelinie für das Modell A320. Dieser Verkaufsschlager wurde bislang ausschließlich in Toulouse endmontiert, während in Hamburg die Schwestermodelle A318, A319 und A321 gebaut werden. Toulouse bekommt im Gegenzug die Endmontage für das neue Langstreckenflugzeug A350. Airbus wird das neue Riesenflugzeug A380 sowohl in Hamburg als auch in Toulouse ausliefern.

Quelle: ntv.de

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