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"Wir sind hochverwundbar" EADS warnt vor Streiks

Der EADS-Konzern hat vor den Folgen eines Streiks beim Flugzeugbauer Airbus gewarnt. Angesichts voller Auftragsbücher und festgelegter Liefertermine dürfe es keine Produktionsausfälle geben, sagte Vorstandschef Thomas Enders dem Magazin "Focus". "Wir sind in diesem Punkt hochverwundbar." Längere Streiks würden das Unternehmen empfindlich treffen und noch weiter zurückwerfen. "Das kann nicht im Sinne der Beschäftigten sein."

Enders zufolge gibt es keinen Grund, über die Schließung von Werken zu spekulieren. "Wir machen keine Standorte platt, wir entlassen niemanden, wir steuern nur um." Für die betroffenen Werke könne es auch eine Chance sein, wenn sie nicht mehr im Airbus-Verbund seien: "Sie können dann auch für andere Auftraggeber arbeiten, etwa für Boeing. Es muss in diesen Werken niemand Angst haben."

Partnerschaft oder Verkauf

"Nicht mehr im Airbus-Verbund" zu sein könnte man übersetzt auch als Verkauf der Werke lesen. Denn Airbus-Chef Louis Gallois ist nach eigenen Aussagen auch zu Verkauf der drei Airbus-Werke Varel, Nordenham und Laupheim bereit, für die er eigentlich nur industrielle Partner sucht. "Ich mache einen Unterschied zwischen Verkauf und Partnerschaft. Aber der Partner kann auch den Standort ganz übernehmen. Warum nicht zu 100 Prozent", sagte Gallois der "Süddeutschen Zeitung".

Airbus brauche die Hilfe von Investoren, um Nordenham - wie das französische Meaulte und das britische Filton - von der Metallverarbeitung auf Faserverbundwerkstoffe umzustellen. Mit ihnen wolle Airbus aber langfristig eng zusammenarbeiten, "weil sie wichtige und komplexe Flugzeugteile herstellen", sagte Gallois. Eine reine Teileproduktion wie in Varel könne dagegen ganz ausgelagert werden. Neben Varel will Airbus auch ein Werk im französischen Saint-Nazaire verkaufen, dessen Mitarbeiter in einem Werk in der gleichen Stadt weiter beschäftigt werden.

Gallois sagte, Airbus habe bereits mit zwei Partnern über den Kauf von Werken gesprochen, "aber das war informell". Er deutete an, dass auch die italienische Alenia ein Produktionspartner sein könnte. "Warum nicht? Wir haben sehr gute Beziehungen zu Alenia." Die Bremer OHB Technology hat bereits ihr Interesse signalisiert, während der Nürnberger Rüstungskonzern Diehl sich reserviert zeigt und auf ein Angebot von Airbus warten will. Beim Verkauf der Werke gehe es nicht um die Einnahmen, machte Gallois klar. "Wenn der Preis zu hoch ist, dann werden wir eines Tages dafür auch als Käufer der Produkte bezahlen müssen."

Bremen in letzter Minute gerettet

Airbus hatte am Mittwoch ein milliardenschweres Programm zum grundlegenden Umbau des Flugzeugherstellers vorgestellt, im Zuge dessen 10.000 Arbeitsplätze wegfallen sollen. Die Produktion der Flugzeuge soll neu organisiert werden. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland setzen sich die Arbeitnehmer gegen die Streichungspläne zur Wehr. Französische Gewerkschaften planen für Dienstag einen Ausstand. Ein europaweiter Aktionstag soll in etwa zwei Wochen erfolgen.

Die Einigung war vorübergehend von einem Streit unter den Anteilseignern der EADS aus Deutschland und Frankreich blockiert worden. Gallois sagte, an dem zunächst abgelehnten Plan habe sich nur geändert, dass die Flügel weiter in Bremen produziert würden und der Standort dadurch erhalten bleibe.

Der Flugzeug- und Rüstungskonzern wird im Verwaltungsrat wie im Management von einer Doppelspitze mit je einem Franzosen und einem Deutschen geführt. Wie sein deutscher Kollege Tom Enders sprach sich Gallois dafür aus, diese Struktur aufzugeben. Sie verlangsame die Entscheidungsprozesse. Der 63-Jährige sagte, er hoffe, dass das Problem gelöst werde, bevor er in den Ruhestand gehe.

Quelle: ntv.de

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