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Airbus-Sanierung stockt EADS zwischen den Stühlen

Die Führung des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS kann sich nicht auf die Ausgestaltung eines milliardenschweren Sparprogramms einigen. Unklar sei vor allem, wie die Arbeitslast beim Bau des überarbeiteten Langstreckenjets A350 XWB verteilt werden solle, teilte die Muttergesellschaft des Flugzeugbauers Airbus am Montag mit. Airbus-Chef Louis Gallois gab der Politik eine Mitschuld an der überraschenden Verzögerung. Es müsse "sehr schnell eine Lösung gefunden werden, die nationale Interessen überwindet", sagte er.

Eine Sitzung des Führungsgremiums der EADS sei am Sonntag unterbrochen worden. Damit lässt sich der Zeitplan nicht mehr halten: Am Dienstag sollten Betriebsräte und Öffentlichkeit über die Pläne informiert werden. Nun soll in den nächsten Tagen an einer Lösung gefeilt werden. Im Umfeld des französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac hieß es, die Sanierung werde höchstwahrscheinlich auch Thema der Gespräche zwischen Chirac und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag sein.

Das Sparprogramm könnte nach Gewerkschaftsangaben zu einem massiven Stellenabbau in Deutschland führen. Gut 10.000 der 23.000 Arbeitsplätze stünden auf der Kippe. Zwei der insgesamt sieben deutschen Werke - Varel und Nordenham - drohe das Aus. EADS will - vor allem beim A350 - mehr Arbeit an Zulieferer auslagern. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) begrüßte die Verschiebung: "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit", sagte er. Das sei besser als "ein Schnellschuss, der am Ende nicht trägt". Er versprach Landeshilfen, wenn Airbus an den niedersächsischen Standorten investiere.

Enders: Qualität vor Schnelligkeit


In Deutschland und Frankreich hatten Politiker die Manager mehrfach ermahnt, die Belastungen des Sparprogramms gerecht auf die beiden einflussreichsten Länder im Konzern zu verteilen. Ähnlich äußerte sich der deutsche EADS-Co-Chef Tom Enders: Bei der Sanierung sollten auch die Zukunftschancen gerecht verteilt werden. "Qualität geht vor Schnelligkeit", sagte er. Gallois betonte dagegen, er habe sowohl aus industrieller wie auch aus technischer Sicht ausgewogene Vorschläge gemacht. Er drängte auf eine rasche Einigung. Airbus brauche das Sparprogramm "Power8", um gegen den US-Rivalen Boeing zu bestehen: "Airbus kann es sich nicht leisten, die Umsetzung von Power8 zu verzögern."

Mit dem Programm will Airbus die Kosten bis 2010 um fünf Mrd. Euro senken, anschließend um zwei Mrd. pro Jahr. Allein die Entwicklung des Langstreckenfliegers A350 XWB, der nochmals neu konstruiert werden musste, kostet Airbus zehn Mrd. Euro - mehr als doppelt so viel wie geplant und fast genauso viel wie der A380, der zwölf Mrd. Euro verschlang.

EADS kämpft mit massiven Problemen bei Airbus, vor allem beim Prestigeobjekt A380. Schwierigkeiten beim Einbau der 500 Kilometer langen Verkabelung haben zu Lieferverzögerungen des Großraumflugzeugs von zwei Jahren geführt. Airbus rutschte dadurch 2006 in die roten Zahlen und vermiest EADS die Bilanz.

Einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" zufolge soll der A380 aber weiter auch in Hamburg produziert werden. Dies habe das Führungsgremium am Wochenende beschlossen. EADS wollte sich nicht äußern. Zuletzt war spekuliert worden, die Produktion könne ganz nach Toulouse verlegt werden.

Katar prüft Einstieg bei EADS

EADS ist vielfach Spielball nationaler Interessen. Neben Deutschland und Frankreich ist noch Spanien beteiligt und würde gerne mehr Mitspracherechte bekommen. Die staatliche russische Vneshtorgbank ist ebenfalls engagiert. Nun prüft der Golf-Staat Katar einen Einstieg. Dessen Investment-Behörde, die Einlagen von rund 40 Mrd. US-Dollar verwaltet, führe bereits Gespräche mit EADS, sagte ein Mitarbeiter des dortigen Außenministeriums.

Quelle: ntv.de

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