"Erhöhte Alarmbereitschaft" EZB-Ratsmitglied warnt
10.06.2008, 11:28 UhrDie Europäischen Zentralbank (EZB) befindet sich nach Angaben von EZB-Ratsmitglied Erkki Liikanen wegen gestiegener Risiken für die mittelfristige Preisstabilität in "erhöhter Alarmbereitschaft". "Die mittelfristigen Risiken für die Preisstabilität haben sich erhöht", sagte der Gouverneur der finnischen Zentralbank am Dienstag in Helsinki. Die EZB habe den Auftrag, dass die Inflationserwartungen auf einem mit Preisstabilität vereinbaren Niveau verankert blieben. Deshalb beobachte sie alle Entwicklungen sehr genau, sagte Liikanen.
Er wiederholte damit Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, die dieser am vergangenen Donnerstag gemacht hatte. Die EZB hatte ihren Leitzins am 5. Juni wie erwartet unverändert gelassen. Zugleich hatte Trichet jedoch angedeutet, dass die Notenbank ihren Leitzins im Juli um 25 Basispunkte erhöhen könnte. Ein solcher Schritt sei möglich, aber nicht sicher, sagte das finnische Ratsmitglied jetzt. Der Leitzins liegt derzeit bei 4,0 Prozent.
Die EZB sieht Preisstabilität bei einem Anstieg der Verbraucherprise mit einer Jahresrate von knapp zwei Prozent gewährleistet. Im Mai waren die Verbraucherpreise im Euroraum um 3,6 Prozent gestiegen.
Dunkle Perspektive
Nach Ansicht der finnischen Notenbank wird die andauernde Finanzkrise im schlimmsten Fall zu einer weltweiten Rezession führen. "Auch konjunkturell dürfte die Krise Folgen für Finnland haben. Die Turbulenzen an den Märkten könnten zu einer weltweiten Rezession führen, die dann auch Finnland träfe", heißt es in dem Vierteljahresbericht der finnischen Zentralbank.
Bislang seien die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft aber noch nicht klar. "Kurzfristig besteht hohe Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung." Seit Beginn des Jahres habe sich das Wachstum der Weltwirtschaft aber deutlich verlangsamt.
Finnland ist Mitglied der Europäischen Währungsunion. Notenbankchef Erkki Liikanen hat im EZB-Rat Sitz und Stimme und entscheidet mit über die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).
Quelle: ntv.de