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Preisstabilität hat Vorrang EZB belässt Leitzins

Die Europäische Zentralbank (EZB) denkt trotz zunehmender Anzeichen für eine Abkühlung der Konjunktur offenbar nicht an eine Kursänderung. "Wir glauben, dass unsere derzeitige Geldpolitik dazu beiträgt, unser Ziel zu erreichen", sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nach einer Sitzung des EZB-Rats. Allerdings bleibe die Notenbank wegen der hohen Inflation und der Krise an den Finanzmärkten in "ständiger Alarmbereitschaft". Zuvor hatte die EZB den Leitzins für die Euro-Zone wie an den Finanzmärkten erwartet bei vier Prozent belassen, wo er bereits seit vergangenem Juni verharrt.

Die rasanten Preisanstiege bei Energie und Nahrungsmitteln in der jüngsten Vergangenheit sorgten nicht nur kurzfristig für einen enormen Inflationsdruck, begründete Trichet die Haltung der Währungshüter. "Die Risiken für den mittelfristigen Inflationsausblick bleiben klar nach oben gerichtet". Deshalb habe die Eindämmung der langfristigen Inflationserwartungen auch "höchste Priorität". Die EZB müsse sicherstellen, dass die hohe Inflation nur ein vorübergehendes Phänomen sei.

Der marginale Rückgang der Inflationsrate in Europa auf 3,3 Prozent im April habe keinen Einfluss auf die Entscheidung der Notenbank gehabt. "Unsere Einschätzung der Inflationsrisiken ist dieselbe wie vor einem Monat", sagte Trichet. Die Notenbank spricht erst bei einer Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen. im März hatte die Teuerung in der Euro-Zone bei 3,6 Prozent gelegen und damit so hoch wie noch nie seit Einführung des Euro.

Ungeachtet dessen deuten die jüngsten Wirtschaftsdaten nach Einschätzung der Notenbank auf ein anhaltendes und robustes Wirtschaftswachstum in den Ländern der Währungsunion hin. "Die ökonomischen Fundamentaldaten der Euro-Zone sind robust. Dennoch ist die Unsicherheit, die durch die Finanzkrise kommt, ungewöhnlich hoch", sagte Trichet.

Analysten rechnen nach dieser Entscheidung auf kurze Sicht nicht mit einer Änderung der Zinsen. "Ein Richtungsschwenk ist nicht in Sicht. Die EZB dürfte ihren Leitzins in den kommenden Monaten stabil halten. Eine Änderung ihrer abwartenden Haltung hätte sie verbal angekündigt. Das ist ausgeblieben", sagte Antje Hansen von HSBC Trinkaus. Sie rechnet erst am Jahresende mit einer Zinssenkung: "Weil bis dahin die Konjunkturabschwächung in den USA deutlicher auf die Euro-Zone übertragen wird und damit auch der Preisdruck abnimmt."

Die EZB steckt seit Monaten im Dilemma zwischen steigender Inflation und ersten Anzeichen einer Konjunkturabkühlung in Folge der Finanzkrise. Zuletzt hatten widersprüchliche Stimmen aus dem EZB-Rat über die zukünftige Geldpolitik die Märkte verunsichert. Nach den Äußerungen Trichets scheint die Lage nun etwas klarer: "Die EZB rechnet offenbar selbst nicht damit, dass vor der Sommerpause noch etwas passieren wird", sagte Holger Schmieding von der Bank of America. Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer sieht die EZB "eingekeilt" zwischen hoher Inflation und nachlassendem Wirtschaftswachstum.

Der Euro kostete am Devisenmarkt wieder mehr als 1,54 US-Dollar. Spekulationen der vergangenen Tage, der EZB-Rat könne sich durch unerwartet schwache Konjunkturdaten, etwa aus Deutschland, zu einer Zinssenkung hinreißen lassen, seien verpufft, sagten Händler.

Quelle: ntv.de

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