Zinssenkungen auf Radar EZB sieht Spielraum
04.01.2009, 11:13 UhrDer Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Lucas Papademos, hat weitere Zinssenkungen der EZB in Aussicht gestellt. "Wenn die Risiken für die Preisstabilität nach unserer Einschätzung weiter nachlassen, könnte die Geldpolitik weiter gelockert werden und wir werden entsprechend handeln", sagte Papademos der "Wirtschaftswoche".
Mitte dieses Jahres werde die Inflation wahrscheinlich "deutlich nachlassen", sagte er. Das Ausmaß werde von der Entwicklung der Rohstoffpreise abhängen. Die EZB hat ihren Leitzins seit Oktober in drei Schritten von 4,25 Prozent auf 2,5 Prozent gesenkt.
Ende 2009 werde die Preissteigerung wahrscheinlich auf "einem Niveau verharren, das im Einklang mit Preisstabilität steht", sagte Papademos. Diese sieht die EZB bei einem Preisanstieg von etwa zwei Prozent gegeben. Es gebe daher keine Gefahr einer Deflation, also eines länger anhaltenden Preisrückgangs.
Die Entwicklung der Wirtschaft sei derzeit schwer vorherzusagen, sagte Papademos. Frühestens in der zweiten Hälfte des Jahres werde es zu einer allmählichen Erholung kommen. Dies könne aber auch bis Anfang 2010 dauern. Der Rückgang der Ölpreise und die Schritte der Politik und der Zentralbanken würden aber einen Aufschwung in Gang bringen. Derzeit gebe es keinen Grund die Vorhersage der EZB eines Sinkens der Wirtschaftsleistung in der Euro-Zone um 0,5 Prozent zu ändern.
Reform der Bankenaufsicht
Die Zentralbank pocht zudem auf eine Neuordnung der europäischen Bankenaufsicht mit einer eigenen zentralen Rolle. Die Aufsichtsbehörden müssten auf die immer stärkere Integration der Finanzmärkte und Bankensysteme in Europa reagieren, so Papademos. Die derzeitigen EU-Pläne für eine stärkere Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörden innerhalb der bestehenden Strukturen seien mittelfristig gut, "auf lange Sicht aber wohl nicht die beste Lösung". Preiswerter und wirksamer sei eine europäische Aufsicht über große Bankengruppen.
Der EZB-Vizechef verwies darauf, dass in der EU 45 grenzüberschreitend tätige, große Banken fast 70 Prozent des gesamten bei Banken angelegten Vermögensbestandes verwalteten. Bislang sind Vorstöße für eine europäische Bankenaufsicht stets an nationalen Widerständen gescheitert.
Quelle: ntv.de