Opel-Mitarbeiter packen an Eigenes Rettungskonzept
12.05.2009, 17:54 UhrIm Rennen um Opel wagen sich nun erstmals russische Investoren aus der Deckung. Der Autobauer Gaz will sich an einem Bieterkonsortium mit dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna beteiligen. Dabei will der russische Hersteller in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Magna und Opel die Autofertigung für den russischen Markt übernehmen. Kreisen zufolge könnte Magna gemeinsam mit russischen Investoren etwa 50 Prozent der Anteile an dem neuen Opel-Unternehmen halten, während sich die taumelnde Mutter GM mit einer Minderheitsbeteiligung zufrieden gibt.
Mit dem Vorstoß der Russen werden nun auch die Pläne des mit Fiat konkurrierenden Konsortiums konkreter. GM-Chef Fritz Henderson strebt eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft von Opel bis spätestens Ende Mai an.
Hohe Wachstumsraten in Russland
Gaz könne bereits auf eine gute Zusammenarbeit mit Magna und GM Europe zurückblicken, hieß es weiter. "Gaz freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit Magna und Opel, um die Fertigung von modernen und wettbewerbsfähigen Pkw für den russischen Markt und die ehemaligen Sowjetstaaten zu beginnen." Davor hatten die Russen ihr Interesse an einem Einstieg bei Opel mehrmals zurückgewiesen. Neben Gaz wird auch der staatlich kontrollierten Sberbank Interesse an Opel nachgesagt.
Experten erwarten für den russischen Automarkt trotz der jüngsten massiven Absatzrückgänge künftig hohe Wachstumsraten. Auch den Opel-Beschäftigten dürfte eine stärkere Präsenz des Autobauers in Russland nützen. Der Bochumer-Betriebsratschef Rainer Einenkel sagte der "Automobilwoche", die Arbeitnehmervertreter wollten erreichen, dass die Produktion bei beim europäischen GM-Ableger gerechter verteilt und neue Märkte erschlossen würden. "Wir wollen verstärkt in den russischen Markt hinein und nach Asien. Das könnte zusätzlichen Absatz ermöglichen", sagte Einenkel.
EU: Regeln einhalten!
Anders als das Konsortium um Magna will Fiat mit einem Einstieg bei Opel einen globalen Autokonzern formen. Neben der deutschen GM-Tochter und dem insolventen Konkurrenten Chrysler hat der italienische Autobauer auch ein Auge auf das zukunftsträchtige Lateinamerikageschäft von GM geworfen. Kreisen zufolge könnte GM in einem derartigen Deal auch einen Anteil an dem neuen Konzern aus Fiat und Opel halten.
Aber die Opel-Arbeitnehmer protestieren gegen eine mögliche Übernahme durch Fiat, und auch in der Branche wird Skepsis laut. So gibt der Aufsichtsratschef von Opel-Konkurrent VW, Ferdinand Piech, einem Zusammenschluss kaum Chancen. "Zwei Kranke in einem Doppelbett, die ergeben keinen Gesunden. Den Arzt sehe ich nicht", sagte er. Allerdings würde sich Piech über eine erfolgreiche Gesundung kaum freuen: Bei einem Zusammenschluss mit Opel will Fiat dem europäischen Marktführer aus Wolfsburg massiv Konkurrenz machen.
Fiat will auch Saab
Einem Zeitungsbericht zufolge ist Fiat auch noch an der zum Verkauf stehenden Opel-Schwester Saab interessiert. Zudem hätten auch der chinesische Hersteller Geely und eine deutsche Bank ein Auge auf den skandinavischen Autobauer geworfen, berichtete die schwedische Zeitung "GT" unter Berufung auf GM-Kreise.
Für das Entstehen eines neuen Opel-Unternehmens mit Hilfe von staatlichen Bürgschaften ist eine Genehmigung der EU-Kommission erforderlich. Diese hatte am Dienstag zur Einhaltung der EU-Regeln für Staatsbeihilfen aufgerufen. Staatliche Hilfen bei der Sanierung von Opel oder anderen GM-Töchtern müssten von der Kommission genehmigt werden und dürften dem Binnenmarkt nicht schaden.
Quelle: ntv.de