Bundesbank fürchtet Klemme Eigenkapital oder Kredite?
21.09.2009, 14:48 Uhr
Die Bundesbank befürchtet eine Kreditklemme.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Bei der Bundesbank fürchtet man nachhaltige Schäden für das wieder aufkeimende Wirtschaftswachstum durch eine drohende Kreditklemme. In ihrem Monatsbericht hält die Bank die Möglichkeit eines schwachen Kreditangebots, das hinter dem Bedarf der Unternehmen zurücksteht, für möglich. Eine solche Entwicklung würde gerade Kleinunternehmen und Mittelständler hart treffen.
Eine die Konjunkturbelebung gefährdende Kreditklemme scheint in den kommenden Monaten nicht völlig ausgeschlossen. Zwar gebe es derzeit "keine stichhaltigen Hinweise" darauf, erklärte die Bundesbank. Es sei aber möglich, dass das Kreditangebot der Banken in einem allmählichen konjunkturellen Erholungsprozesses in Deutschland "hinter dem Bedarf der Unternehmen zurückbleiben und so den Aufschwung erschweren könnte", heißt es im Bundesbank-Monatsbericht für September weiter. Dies sei aber nicht das wahrscheinlichste Szenario, schränkte die Notenbank ein.
Die Teilnehmer einer ebenfalls heute veröffentlichten Umfrage von Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission rechnen in den kommenden Monaten nicht mit einer Entspannung bei der Kreditvergabe durch die Banken. Im Gegenteil: Die Mehrheit der 6000 befragten Firmen erwartet im kommenden halben Jahr noch ungünstigere Bedingungen oder zumindest, dass sich ihr Zugang zu Darlehen nicht verbessert. Bereits seit Jahresbeginn sei eine Verschlechterung zu beobachten - 33 Prozent der befragten klein- und mittelständischen Unternehmen kommt demnach schlechter an Geld von ihrer Hausbank.
Diese Abschwächung der Kreditvergabe lässt sich nach Meinung der Bundesbank zwar "gut mit den traditionellen Einflussfaktoren erklären, insbesondere mit der schwachen realwirtschaftlichen Entwicklung", wegen der Unternehmen weniger Kredit nachfragten. Da im Gegensatz zu früheren Rezessionen in der aktuellen Krise aber gerade die Banken schwere Zeiten durchmachten, könne nicht ausgeschlossen werden, dass diese ihr Kreditangebot bei einer Erholung der Wirtschaft nicht schnell genug dem steigenden Bedarf der Unternehmen anpassen. "Insbesondere könnte sich die deutsche Kreditwirtschaft aufgrund von Eigenkapitalengpässen gezwungen sehen, ihr Kreditangebot zunächst nicht wieder auszudehnen."
Dramatische Lage in Spanien
Sogar eine Einschränkung des Kreditangebots sei denkbar, warnen die Bundesbanker. Dies könne dann vor allem kleinere und mittlere Firmen härter treffen, da diese im Gegensatz zu Großunternehmen nicht so einfach andere Finanzierungsquellen als die Hausbank anzapfen könnten, beispielsweise den Kapitalmarkt direkt. Dass dies längst ein Problem ist, zeigen die Daten der EZB-Umfrage. Demnach sieht fast ein Fünftel des Mittelstandes (17 Prozent) den Zugang zu Fremdkapital als ihr größtes Problem an. Dramatisch ist die Lage laut EZB in Spanien, das besonders unter der Krise leidet. Den deutschen Unternehmen geht es dagegen etwas besser als dem europäischen Durchschnitt.
Kleine und mittlere Unternehmen sind das Rückgrat der Wirtschaft in der EU. Sie stehen laut EZB für 99,8 Prozent der Unternehmenslandschaft, 60 Prozent der Umsätze und 70 Prozent der Arbeitnehmer. Im Gegensatz zu Konzernen hängen sie bei ihrer Finanzierung fast ausschließlich von den Banken ab. Diese sind in der Krise bei Krediten zurückhaltender. Nach EZB-Daten nahm das Kreditvolumen im Juli nur noch um 0,6 Prozent zu. So schwach war die Kreditdynamik in den Ländern der Währungsunion noch nie seit der Einführung des Euro. Am Freitag werden die Daten der Notenbank für August veröffentlicht. Von Reuters vorab befragte Analysten rechnen mit einem weiteren Rückgang auf nur noch 0,3 Prozent.
Quelle: ntv.de, mme/rts