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VW-Pflichtangebot reicht nicht Ein Korb für Porsche

Der Volkswagen-Vorstand und Aufsichtsrat haben den Aktionären des Wolfsburger Autobauers wie erwartet empfohlen, das Pflichtangebot von Haupteigentümer Porsche nicht anzunehmen. Der fundamentale Wert der VW-Aktien sei höher als das Porsche-Gebot, begründeten die Gremien ihre Voten nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrats am Freitag.

Ende März hatte der Sportwagenbauer Porsche seine Anteile an VW auf mehr als 30 Prozent aufgestockt und musste daher formal ein Pflichtangebot abgeben. Die Offerte hatte von Anfang an einen formalen Charakter, da Porsche lediglich das Mindestangebot von 100,92 Euro je Stammaktie und 65,54 Euro je Vorzugsaktie abgegeben hatte. Da die VW-Aktie aktuell jedoch bei mehr als 105 Euro notiert, war das Angebot unattraktiv für die Aktionäre. Porsche selbst hatte zuvor mehrfach erklärt, mit einer relativ geringen Annahmequote durch die VW-Aktionäre zu rechnen. Eine Prämie auf das Angebot wollte der Sportwagenhersteller nicht zahlen, da sich der Kurs der Volkswagen-Aktien seit dem Einstieg von Porsche im Jahr 2005 bereits deutlich erhöht hat.

Porsche hat aus taktischen Gründen vor wenigen Wochen den eigenen Anteil an VW auf 30,9 Prozent von 27,3 Prozent erhöht und durch das Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle die gesetzlich vorgeschriebene Pflichtofferte ausgelöst. Im Gegenzug erlangt Porsche die Freiheit, künftig weitere VW-Aktien zukaufen zu können, ohne ein erneutes Übernahmeangebot vorlegen zu müssen. Nach der Stimmrechtserhöhung kommt der Stuttgarter Konzern zusammen mit dem Land Niedersachsen, das über 20,3 Prozent verfügt, auf über 51 Prozent der VW-Stimmrechte.

Die Annahmefrist der Offerte läuft seit der Veröffentlichung und ist bis zum 29. Mai 24.00 Uhr befristet. Eine Verlängerung erfolgt nur, falls das Angebot verändert wird bzw. ein länger laufendes konkurrierendes Angebot von einem weiteren Interessenten vorgelegt wird. Die Offerte ist nicht an ein Erreichen einer Mindestschwelle von VW-Anteilen gekoppelt. Das Angebot bewertet VW mit insgesamt 26,9 Mrd. Euro. Die möglichen Gesamtkosten bei einer vollständigen Annahmequote bezifferte Porsche auf knapp 27,9 Mrd. Euro.

Porsche will VW als verlängerte Werkbank nutzen und sich Entwicklungskosten - beispielsweise beim Hybrid-Antrieb - sowie der Elektronik-Architektur teilen. Bereits jetzt wird der Porsche-Geländewagen Cayenne im VW-Werk Bratislava vorproduziert. Lediglich die Endmontage findet im Porsche-Werk Leipzig statt. Vereinbart ist außerdem die Belieferung der lackierten Rohkarosse für das viersitzige Coupe Panamera, das ebenfalls in Leipzig endmontiert und 2009 auf den Markt kommen soll. Solche Projekte wären laut Porsche-Chef Wendelin Wiedeking bei einer VW-Übernahme durch Finanzinvestoren gefährdet.

Mit der Aufstockung bei VW baut der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech zudem seine Macht bei dem Wolfsburger Konzern aus. Die Gründerfamilien Porsche und Piech halten 100% der Porsche-Stammaktien. Piech führt seit dem Jahr 2002 den VW-Aufsichtsrat und war zuvor rund 10 Jahre Vorstandsvorsitzender des Konzerns. Der Manager hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er bei VW das Vermächtnis seines Großvaters, Ferdinand Porsche, dem Erfinder des legendären Käfers, fortführen will.

Quelle: ntv.de

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