Gas Natural räumt das Feld Endesa ist für E.ON frei
01.02.2007, 19:42 UhrIm Übernahmekampf um den spanischen Versorger Endesa ist der Düsseldorfer Energiekonzern E.ON nunmehr der einzige verbliebene Bieter. Der spanische Rivale Gas Natural teilte nach einer Verwaltungsratssitzung mit, er ziehe sich aus dem Bieterverfahren zurück.
Der Rückzug kam nicht überraschend. Zuvor hatte bereits die spanische Zeitung "El Pais" berichtet, dass der Konkurrent im Übernahmekampf um Endesa noch am Donnerstag offiziell aufgeben wolle. Daraufhin stiegen E.ON-Aktien zeitweise um drei Prozent, zu Xetra-Schluss war noch ein Plus von 1,3 Prozent übrig. "Durch den Rückzug von Gas Natural steigen die Chancen für eine Übernahme ohne kostspielige Bieterschlacht", freuten sich Händler. Die Düsseldorfer wollen mit Hilfe des auch in Lateinamerika stark vertretenen spanischen Konkurrenten in die Weltspitze der Strom- und Erdgaskonzerne vordringen.
"El Pais" zufolge warf Gas Natural das Handtuch, weil dem Konzern in dem monatelangen Bieterprozess angeblich weniger Zugang zu Informationen gewährt worden sei als E.ON. Zudem sei Gas Natural nicht überzeugt, dass Endesa mehr als 30 Euro pro Aktie wert sei. Das gegenwärtige E.ON-Barangebot von 34,50 Euro pro Aktie bewertet Endesa mit 36 Mrd. Euro. Das Bar- und Aktienangebot von Gas Natural belief sich auf 24,6 Mrd. Euro. Allerdings wurde nicht ausgeschlossen, dass E.ON bei seinem Angebot noch nachlegen muss, denn derzeit wird die Aktie an der Börse mit gut 38 Euro gehandelt. E.ON-Konzernchef Wulf Bernotat hatte allerdings erst kürzlich erklärt: "Wir meinen, dass wir allen Endesa-Aktionären sehr attraktive Konditionen bieten."
Bereits in der vergangenen Woche waren die Chancen für E.ON gestiegen, als Endesa-Großaktionär Acciona sich bereit erklärte, seinen 21-prozentigen Anteil an die Deutschen abgeben zu wollen, falls dieser die Kontrolle über Endesa erlange. Damit war Acciona von seiner Position abgerückt, die Unabhängigkeit von Endesa verteidigen zu wollen.
E.ON wollte die bereits vor knapp zwei Jahren angekündigten Übernahmepläne ursprünglich schon im Sommer 2006 umgesetzt haben. Die Düsseldorfer waren jedoch in Spanien auf unerwartet starken Widerstand gestoßen. Die spanische Regierung hatte sich quergelegt und die Regulierungsbehörde CNE mit einem Vetorecht bei Übernahmen ausgestattet. Damit zog sich die Regierung in Madrid allerdings den Ärger der EU-Kommission zu, die längst grünes Licht für die Übernahme von Endesa gegeben hatte. Die EU warf Spanien vor, gegen die Gesetze zum freien Kapitalverkehr und die Niederlassungsfreiheit verstoßen zu haben. Auf Druck aus Brüssel zog die spanische Regierung einen Großteil der Auflagen zurück. Dennoch droht ihr eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof, obwohl die E.ON die verbleibenden Auflagen bereits akzeptiert hat.
Quelle: ntv.de