Marchionne in Berlin Fiat hat große Pläne
04.05.2009, 13:36 UhrDer italienische Autokonzern Fiat denkt über eine Fusion seiner Autosparte mit General Motors Europe nach. Nach einem Treffen des Verwaltungsrates hieß es in einer Erklärung, Fiat Group Automobiles könnte ausgegliedert und mit GM Europe und den Chrysler-Anteilen verschmolzen werden. Anschließend wäre auch ein Börsengang des neuen Auto-Unternehmens denkbar, das auf einen Jahresumsatz von 80 Mrd. Euro kommen dürfte. Opel wurde in der Mitteilung nicht erwähnt.
Fiat-Chef Sergio Marchionne stellt zurzeit der Bundesregierung seine Pläne für den Einstieg beim Autobauer Opel vor. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat vor dem Treffen Bedingungen gestellt und ein belastbares Konzept eingefordert, das eine langfristige Sicherung des Unternehmens und der Arbeitsplätze verspricht.
Marchionne will auch mit Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Opel-Betriebsratschef Klaus Franz zusammenkommen. Laut "Spiegel" hat Steinmeier einen 14-Punkte-Katalog mit Kriterien für einen Investor bei Opel aufgestellt. Neben dem Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze gehe es da auch um die Sicherheit möglicher Staatsbürgschaften, mögliche Synergien und die Vermittelbarkeit der Lösung bei der Belegschaft und den Händlern. Der SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier wird heute auch zu einem Besuch im Opel-Werk in Eisenach erwartet.
Die deutsche GM-Tochter ist für 80 Prozent des Umsatzes von General Motors Europe verantwortlich. Fiat hatte in der vergangenen Woche eine Allianz mit dem US-Konzern Chrysler besiegelt, der am selben Tag Gläubigerschutz beantragte.
"Im Himmel geschlossene Hochzeit"
Der "Financial Times" sagte Marchionne, das Ziel sei die Schaffung einer neuen Aktiengesellschaft mit dem Namen "Fiat/Opel". Der Konzern soll sechs bis sieben Mio. Autos jährlich herstellen und zur weltweiten Nummer zwei hinter dem japanischen Autobauer Toyota Motor aufsteigen. "Aus technischer und industrieller Sicht ist das eine im Himmel geschlossene Hochzeit", sagte Marchionne.
Um trotz hoher Entwicklungskosten profitabel arbeiten zu können, müssten Marchionne zufolge auf jeder Plattform mindestens eine Mio. Autos pro Jahr gebaut werden. Opel, Vauxhall und Saab nutzen bereits gemeinsame Komponenten. Durch einen Austausch mit Fiat und Chrysler würde der Vorteil vergrößert.
Bis Ende Mai, so der Plan Marchionnes, soll die Fusion beschlossen werden. Der bisherige Opel-Mutterkonzern GM würde Minderheitseigner des neuen Unternehmens. Der 30-Prozent-Anteil der Fiat-Gründerfamilie Agnelli würde verwässert. Am Montag trifft sich Marchionne mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, um über Opel zu sprechen.
Quelle: ntv.de