Abwanderung verhindern Finanzspritzen für Airbus
27.05.2008, 21:35 UhrDie an der Airbus-Mutter EADS beteiligten Länder wollen den europäischen Flugzeughersteller mit Staathilfen dazu bewegen, Produktion nicht aus Europa zu verlagern. Die zuständigen Minister und Staatssekretäre von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien erklärten sich auf der Luftfahrtmesse ILA in Berlin-Schönefeld am Dienstag prinzipiell bereit, die Entwicklung des neuen Airbus A350 XWB finanziell zu unterstützen.
"Wir stimmen darin grundsätzlich überein, dass wir das auch für den A 350 machen", sagte der Luftfahrtkoordinator der Bundesregierung, Peter Hintze. Einig sei man sich aber auch, dass Forschung, Entwicklung und Produktion weitgehend in Europa bleiben müssten. Airbus-Chef Thomas Enders widersprach: Weitere Internationalisierung sei unabdingbar.
Bei der Airbus-Ministerkonferenz hatte das Unternehmen nach Hintzes Worten selbst die Frage von staatlichen Zuschüssen zu den Entwicklungskosten des neuen Langstrecken-Jets A350 XWB aufgeworfen. Auslieferungsabhängige, rückzahlbare Staatsdarlehen waren auch für frühere Airbus-Modellen gezahlt worden, wie zuletzt den Riesen-Jet A 380. Der europäische Flugzeughersteller fühlt sich zudem seit Jahren bei Staatshilfen gegenüber seinem US-Konkurrenten Boeing massiv benachteiligt. Die Regierungen wollen nun schnell die Details solcher neuen Hilfen klären. Beschlossen wurde jedenfalls auf der ILA noch nichts.
Airbus-Chef hält gegen
"Unser gemeinsamer Wunsch ist, dass Forschung, Entwicklung und Produktion ganz stark in Europa angesiedelt sind", machte Hintze namens seiner Kollegen deutlich. Er warnte Airbus, Produktionsverlagerungen nur unter dem Blickwinkel der aktuellen Wechselkurssituation zu forcieren. Keiner wisse, wie sich das Euro-Dollar-Kursverhältnis langfristig entwickle. Zudem sei es ein Risiko, Produktionen und Bezugsquellen nur unter kurzfristigen Aspekten umzustrukturieren. Airbus selbst sehe das anders, gestand Hintze ein.
Enders hielt dagegen. Die Absicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit bei Airbus erfordere, dass man die Kosten und das Währungsrisiko reduziere. Das bedeute, stärker auch mit Produktionen in Märkte außerhalb Europas zu gehen. "Da bin ich nicht einig mit Herrn Hintze und seinen Kollegen", sagte er.
Allerdings stellten sich die vier Airbus-Länder trotz etlicher Probleme wie Liefer- und Entwicklungsverzögerungen bei neuen Modellen, dem schwachen US-Dollar oder dem hohen Ölpreis voll hinter das Unternehmen. "Gemeinsam stehen wir zu Airbus als unserem großen gemeinsamen europäischen Projekt", sagte Hintze. Die Regierungen unterstützten Airbus weiter.
Aber auch unter den Partnerländern gibt es Meinungsverschiedenheiten. So forderte Frankreichs Transport-Staatssekretär Dominique Busserau mit Blick auf Sparprogramme bei Airbus in Deutschland und Frankreich eine faire Lastenteilung. Frankreich wolle keinen "unangenehmen Dialog" in dieser Frage mit Deutschland haben. Spaniens Industrieminister Miguel Sebastian erneuerte den Wunsch seines Landes, einen größeren Anteil an EADS, dem Airbus-Mutterkonzern, zu halten. Es gehe um private Investoren aus Spanien. Interessenten gebe es schon. In Sachen Airbus-Werksverkäufen in Deutschland unterstrich Hintze, entscheidend sei, dass die Produktion in Deutschland bleibe.
Quelle: ntv.de