Deutsche Bank pessimistisch Finanzsystem hat Bringschuld
30.03.2009, 22:41 UhrDie Deutsche Bank rechnet angesichts der Krise nicht damit, dass die Märkte rasch zur Normalität zurückkehren. "Die Finanzkrise ist weit davon entfernt, vorüber zu sein", sagte der fürs Risikomanagement zuständige Vorstand Hugo Bänziger bei einer Veranstaltung in Frankfurt. "Das Finanzsystem hat den Vertrag mit der Gesellschaft gebrochen." Es werde Jahre brauchen, um diesen Vertrag wieder herzustellen.
Den Schlüssel zur Bewältigung der Krise sieht Bänziger in der Rückkehr der Investoren, die ihr Geld derzeit in den als sicher geltenden Staatspapieren geparkt hätten. "Das Geld ist immer noch da, aber es ist nicht investiert." Die Regierungen und damit letztlich die Steuerzahler sieht er mit der Krise überfordert. "Wir müssen das Vertrauen in das Finanzsystem wiederherstellen."
Verluste von 1,3 Billionen Dollar
Bänziger machte die Größenordnung der Krise klar: "Wir sprechen über Verluste von 1,3 Billionen US-Dollar." Einige Experten rechneten gar damit, dass die Verluste im gesamten Finanzsektor auf mehr als drei Billionen Dollar (2,26 Billionen Euro) steigen könnten. Dem gegenüber stünden bis dato staatliche Hilfen von 1,1 Billionen Dollar.
Der Deutsche-Bank-Vorstand warnte jedoch vor Schwarzmalerei: "Diese Krise birgt in sich die Chance, ein stabiles Finanzsystem zu schaffen." Er forderte ein System der gegenseitigen Kontrolle wie in der Politik. Schon in der aktuellen Krise hätte einigen Instituten die Lizenz entzogen werden müssen, sagte er.
Nicht genug Spezialisten
Zur Idee einer "Bad Bank" für faule Wertpapiere äußerte Bänziger sich zurückhaltend. Das Problem sieht er zum einen in der Bewertung der toxischen Wertpapiere, zum anderen in der Verwaltung. "Wir haben nicht genug Spezialisten." Für das eigene Institut hatte Deutsche- Bank-Chef Josef Ackermann eine "Bad Bank" bereits zu Jahresbeginn ausgeschlossen.
Der heimische Branchenprimus ist bislang vergleichsweise gut durch die Finanzkrise gekommen und hatte zuletzt über einen guten Jahresauftakt berichtet. Dennoch musste das Institut für das vergangene Jahr den ersten Verlust der Nachkriegszeit verbuchen.
Quelle: ntv.de