Meldungen

Wirtschaft im Stresstest Firmen fürchten Öl-Tod

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) hat Befürchtungen zurückgewiesen, die rasant steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe könnten der deutschen Wirtschaft auf breiter Front schaden. "Sicher wirkt sich auch die Weltkonjunktur auf uns aus. Aber aufgrund der sozialdemokratischen Reformpolitik ist unsere Wirtschaft stabil genug, das auszuhalten", sagte er der "Welt am Sonntag".

Deutschland habe bereits zur Regierungszeit von SPD-Kanzler Helmut Schmidt (1974 bis 1982) damit begonnen, die Energieeffizienz stetig zu erhöhen. Die entscheidenden Maßnahmen seien allerdings in den vergangenen zehn Jahren eingeleitet worden. "Das ist eine der Grundlagen unserer robusten Konjunktur", sagte Scholz.

Einer Umfrage zufolge bringen die massiven Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen hochgerechnet mehr als 50.000 deutsche Unternehmen ins Wanken. Bei einer Befragung von 4000 mittelständischen Unternehmen durch die Wirtschaftsauskunftei Creditreform gaben Ende Juni 1,5 Prozent der Firmen an, wegen der hohen Kostenbelastung bereits jetzt vor der Geschäftsschließung zu stehen. Hochgerechnet auf den gesamten Mittelstand in Deutschland entspreche das einer Zahl von 51.000 Unternehmen, sagte ein Sprecher von Creditreform.

Konkrete Folgen

Allein im Einzelhandel befürchteten demnach 15.000 Firmeninhaber, das Geschäft aufgeben zu müssen. Im Verkehrs- und Logistiksektor sowie im Baugewerbe rechnen nach Hochrechnung von Creditrefom jeweils 5600 Unternehmen mit dem Aus.

Weniger belastend seien die jüngsten Preissteigerungen bislang für unternehmensnahe Dienstleister, Firmen im Computerbereich, Forschungsunternehmen sowie für Unternehmen im Kredit- und Versicherungsgewerbe. Insgesamt gaben neun von zehn Unternehmen an, die Preissteigerungen hätten konkrete Auswirkungen. Bei mehr als jedem zweiten Unternehmen sinkt die Gewinnmarge.

Den Druck weiterreichen

Fast jedes zweite der befragten Unternehmen will die gestiegene Kostenbelastung demnach in Form höherer Preise an die Kundschaft weitergeben. Ebenfalls fast jedes zweite mittelständische Unternehmen suche nach günstigeren Lieferanten, um die enorme Kostenbelastung abzumildern, ergänzte Creditrefom.

Außerdem würden die höheren Kosten bei Energie und Rohstoffen Rationalisierungen in den Betrieben nach sich ziehen. Als weiterer Belastungsfaktor könnten sich die Kredit- und Finanzierungsbedingungen erweisen, wenn im Jahresverlauf die Erhöhung des Leitzinses in der Eurozone durchschlagen sollte.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen