40 Prozent bis 2011 Fleisch wird teurer
15.02.2008, 22:07 UhrDie niedersächsische Firmengruppe PHW, der führende deutsche Geflügelproduzent mit der Marke Wiesenhof, rechnet in den kommenden Jahren mit deutlichen Preissteigerungen für Lebensmittel. Von 2007 bis 2011 sei mit einer Teuerung von 40 Prozent für Agrarprodukte zu rechnen, sagte PHW-Chef Paul-Heinz Wesjohann am Freitag in Hamburg. Ursache sei die Konkurrenz um Anbauflächen für Nahrungsmittel und Energie-Rohstoffe, die schon zu drastischen Verteuerungen bei Futtermitteln geführt habe. "Lebensmittel werden zum Inflationsmotor und damit zur Konjunkturbremse", sagte Wesjohann.
Da zudem die Futtermittelwerke ihren Getreidebedarf nicht mehr aus der Region decken könnten, müsste Futtergetreide aus Ungarn und Brasilien importiert werden. "Die Verknappung von Futtermitteln führt damit zu einer ökologisch fragwürdigen Situation", sagte der PHW- Chef. Die Wettbewerbsposition der Geflügelwirtschaft werde sich tendenziell eher verbessern, da die Produktion von Schweine- und Rindfleisch einen höheren Einsatz von Futtermitteln erfordere als die Aufzucht von Hühnern und Puten. Wiesenhof habe die Kostensteigerung bislang nicht voll an die Kunden weitergeben können, so dass sich die Rendite des Unternehmens verschlechtert habe. Ob sich weitere Preissteigerungen durchsetzen ließen, hänge vom Markt ab.
Deutsche essen 17,2 Kilogramm Geflügel pro Jahr
Die PHW-Gruppe schlachtet und vermarktet in Deutschland mehr als 40 Prozent der Hähnchen, knapp ein Viertel der Puten und mehr als 70 Prozent der Enten. Das Unternehmen unterhält eigene Brütereien, lässt die Hühnchen von Landwirten aufziehen und produziert zudem Futtermittel und Tiermedikamente. Der Familienkonzern verbuchte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2006/07 (30.6.) einen Umsatzsprung von 25 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, was stark auf Expansion im Ausland zurückzuführen war. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich um mehr als 400 auf 4645.
"Umsatztreiber ist die Marke Wiesenhof", sagte Wesjohann. Der Pro- Kopf-Verbrauch von Geflügel in Deutschland erhöhte sich 2007 um 0,5 auf 17,2 Kilogramm, war allerdings im Vorjahr wegen der Meldungen über die Vogelgrippe gefallen. Der langfristige Verbrauchstrend von Fleisch in Deutschland weist einen deutlichen Trend zu Geflügel aus. Große Marktchancen sieht Wesjohann auch in Osteuropa.
Im Laufe des Jahres will die PHW-Gruppe voraussichtlich ihre Produkte als frei von Gentechnik kennzeichnen. Das Unternehmen wende jährlich mehrere Millionen Euro auf, um den Import von gentechnikfreiem Soja aus Brasilien sicherzustellen und zu kontrollieren. Das entspreche den Wünschen der Verbraucher. Auch Bioware erfreue sich steigender Nachfrage, allerdings noch auf sehr niedrigem Niveau. Im laufenden Jahr erwartet PHW einen weiteren Umsatzanstieg von acht Prozent.
Quelle: ntv.de