Vor Gespräch am Sonntag Flowers will bei HRE bleiben
13.03.2009, 16:06 UhrDer US-Investor J.C. Flowers hat zwei Tage vor einem erneuten Treffen mit Vertretern der Bundesregierung seine Absicht bekräftigt, Aktionär des schwer angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate Holding (HRE) bleiben zu wollen. Flowers teilte dem Bundestag schriftlich mit, er sei bereit, den Investoren in seinen Fonds die Zustimmung zu einer Kapitalerhöhung zu empfehlen, die den Staatsanteil auf 75 Prozent plus eine Aktie steigen lasse.
Die HRE benötigt laut Flowers bis zu zehn Mrd. Euro frisches Kapital. In der Stellungnahme heißt es: "Laut Markteinschätzung beziffert sich der Bedarf der HRE an neuem Kernkapital auf sechs bis zehn Mrd. Euro."
Für die Kapitalerhöhung halte er einen Preis von drei Euro je Aktie und damit um 1,9 Mrd. Euro für angemessen. Flowers hält damit weiter an seiner Beteiligung an dem Münchener Konzern fest, bietet aber auch erneut seine Hilfe an. "Wir sind der festen Überzeugung, dass wir über das nötige Know-how und die nötige Erfahrung verfügen, um die Bank und die Bundesregierung bei der Sanierung zu unterstützen", schrieb er weiter.
Dies habe er bei dem Vorgängerinstitut der japanischen Shinsei Bank, der Long-Term Credit Bank of Japan, bereits unter Beweis gestellt. In den 1990er Jahren war das Institut mit dem Platzen der japanischen Immobilienblase in Schieflage geraten. Zugleich bekräftigte Flowers seine Ablehnung einer vollständigen Verstaatlichung. Zum einen würde auch nach einem solchen Schritt die Bonität des Instituts nicht mit der der Bundesrepublik gleichgesetzt. Zum anderen aber ginge eine Verstaatlichung weit über die Maßnahmen bei anderen Instituten hinaus, die Hilfe des Rettungsfonds SoFFin benötigten.
Ohne den Staat bei Null
Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" ist der Bund zu ernsthaften Kaufverhandlungen bereit. Die Zeitung beruft sich auf SoFFin-Informationen. Beim Preis wolle sich die Regierung dem Bericht zufolge am Börsenkurs orientieren. Am Donnerstag hatte der Titel bei 77 Cents geschlossen. Bei seinem Einstieg hatte Flowers 22,50 Euro bezahlt.
Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) strebt die Kontrolle über die Bank an, die vom Staat mittlerweile mit Garantien über fast 90 Mrd. Euro vor dem Bankrott bewahrt wird. Ein bereits vom Kabinett auf den Weg gebrachter Gesetzentwurf schließt dazu als letztes Mittel auch eine Verstaatlichung des Instituts nicht aus. Doch in Berlin war zuletzt offen über die Zukunft des Immobilienfinanzierers gestritten worden.
Flowers hält dem Bericht zufolge eine Bundesbeteiligung in Höhe von gut 75 Prozent für ausreichend, was bedeuten würde, dass er sein Aktienpaket im Volumen von knapp 17 Prozent ganz oder zumindest teilweise behalten könnte. Steinbrück und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seien allerdings entschlossen, Aktionäre, die einer Sanierung im Wege stehen, notfalls zu enteignen. In SoFFin-Kreisen hieß es laut "Süddeutsche Zeitung", man bevorzuge eine Verhandlungslösung, weil dies das Klagerisiko deutlich verringern würde. Sobald man sich mit Flowers einig sei, könne den übrigen Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot unterbreitet werden.
"Enteignung als ultima ratio"
Indes wies Justizministerin Brigitte Zypries den Vorstoß ihres Kabinettskollegen Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zurück, der eine Enteignung der Bank vermeiden will. "Ich verstehe hier meinen Kollegen nicht. Wir haben gemeinsam beschlossen, dass wir die HRE nicht in die Insolvenz gehen lassen können, weil sie systemische Relevanz hat", sagte Zypries der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe).
"Insolvenz müsste sie längst anmelden, wenn der Staat sie nicht massiv unterstützte. Aber gerade weil eine Insolvenz dieser Bank nicht überschaubare Folgen für unseren gesamten Finanzmarkt hätte, haben wir uns darauf verständigt, dass der Bund, wenn er sich finanziell schon in erheblichem Umfang mit Steuergeldern engagiert, auch die Kontrolle über dies Bank übernehmen muss", so Zypries weiter.
Die Ministerin betonte jedoch: "Vorzugsweise wollen wir die Kontrolle durch einen gesellschaftsrechtlichen Kapitalschnitt bekommen - eine Enteignung kann nur das letzte Mittel, die ultima ratio sein."
Quelle: ntv.de