Massives Sparprogramm Ford verdient Geld
24.04.2008, 14:50 UhrDer zweitgrößte US-Autobauer Ford gibt auf seinem Sanierungskurs Gas: Auch dank eines guten Europageschäfts hat der zuletzt unter Milliardenverlusten leidende Hersteller im ersten Quartal überraschend 100 Mio. US-Dollar Gewinn eingefahren. Für das Gesamtjahr erwartet Ford aber weiter Verluste und plant erst ab 2009 dauerhaft schwarze Zahlen. "Die Ergebnisse dieses Quartals sind ermutigend, besonders unser sehr gutes Abschneiden in Europa und Südamerika", sagte Ford-Chef Alan Mulally. Sorgen bereitet dagegen weiter die schwedische Tochter Volvo.
Im Vorjahresquartal war bei Ford noch ein Minus von 282 Mio. US-Dollar angefallen. Der Umsatz fiel im ersten Quartal auch durch die kürzliche Trennung von den Traditionsmarken Jaguar und Land Rover um mehr als acht Prozent auf 39,4 Mrd. US-Dollar. Ford verkaufte in den ersten drei Monaten mit 1,53 Mio. Autos rund sieben Prozent weniger.
In Europa konnte Ford seinen operativen Gewinn dank Einsparungen und höherer Preise weit mehr als verdreifachen auf 739 Mio. US-Dollar. Der Umsatz stieg um 20 Prozent auf 10,2 Mrd. US-Dollar. Mit wie im Vorjahr rund einer halben Million verkauften Fahrzeugen sank der Marktanteil leicht auf knapp neun Prozent. Ford beschäftigt in Köln, dem Sitz seiner Europazentrale, 17 300 Menschen.
Der US-Markt ist dagegen mit weiter sinkenden Absatzzahlen für alle Hersteller nach wie vor sehr schwierig. Ford verbesserte seine Ertragslage dort aber spürbar. Der bereinigte operative Gewinn des Gesamtkonzerns lag bei 736 Mio. US-Dollar. Allein im ersten Quartal seien hier Kosten von 1,2 Mrd. US-Dollar eingespart worden. Mit seinem Ergebnis übertraf Ford die Erwartungen der Analysten. "Das restliche Jahr 2008 bleibt eine Herausforderung, aber wir sind vorsichtig optimistisch", sagte Mulally. "Unser Plan geht auf." Die Verluste in den vergangenen beiden Jahren summierten sich auf mehr als 15 Mrd. US-Dollar.
Sorgen bereitet aber weiter die Ford-Tochter Volvo: Sie fuhr im ersten Quartal ein Vorsteuer-Minus von 151 Mio. US-Dollar ein nach 94 Mio. US-Dollar Gewinn ein Jahr zuvor. Der Umsatz sank um neun Prozent auf 4,2 Mrd. US-Dollar. Über eine Trennung von Volvo wird trotz Dementis von Ford immer wieder spekuliert. Erst im März hatte der Konzern Jaguar und Land Rover für 2,3 Mrd. US-Dollar in bar nach Indien verkauft.
Ford trennt sich zudem weiter von Mitarbeitern: Die jüngsten Abfindungsangebote in den USA nahmen bisher 4200 Beschäftigte an. Laut Berichten will sich der Konzern aber von bis zu 11.000 Arbeitern sowie 2.000 Angestellten trennen. In den vergangenen Jahren baute Ford in Nordamerika rund ein Drittel der Stellen ab - insgesamt über 45 000. Weltweit beschäftigte Ford zuletzt rund 250.000 Menschen.
Weil sich Sprit fressende SUVs und Pickups auch in den USA immer schlechter verkaufen, setzt Ford wie die Konkurrenz zunehmend auf kleinere Fahrzeuge. So wird der Fiesta der neue weltweite Kleinwagen des Konzerns. Im vergangenen Jahr war der Traditionskonzern auf dem Heimatmarkt erstmals seit über 75 Jahren hinter den japanischen Rivalen Toyota auf Platz drei zurückgefallen. Marktführer ist der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM), der sich mit Toyota ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel des weltgrößten Autobauers liefert. GM legt seine Quartalszahlen am Mittwoch nächster Woche vor.
Quelle: ntv.de