Machtkampf bei TUI Fredriksen stärkt sich
17.04.2008, 07:41 UhrDrei Wochen vor der Hauptversammlung des Touristik- und Reedereikonzerns TUI hat der norwegische Reeder John Fredriksen seine Beteiligung offenbar weiter aufgestockt. Nach Informationen der "Welt" aus Finanzkreisen kommt Fredriksen mittlerweile auf 11,747 Prozent. Damit spitzt sich der Machtkampf weiter zu. TUI war am Donnerstagmorgen für eine Stellungnahme kurzfristig nicht erreichbar. Bislang lag der Anteil Fredriksens bei 5,12 Prozent.
Fredriksen sei damit größter TUI-Anteilseigner noch vor Alexej Mordaschow, schreibt die Zeitung in ihrer Online-Ausgabe. Der russische Milliardär hatte kürzlich seinen Anteil auf rund zehn Prozent verdoppelt. Mordaschow gilt als Vertrauter des TUI-Vorstandsvorsitzenden Michael Frenzel. Nach der Aufstockung in beiden Lagern droht dem Unternehmen auf der Hauptversammlung am 7. Mai nun eine Kampfabstimmung über die künftige Besetzung des Aufsichtsrates.
Fredriksen kritisiert in einem offenen Brief an die Aktionäre, der der "Welt" vorliegt, die Kontrollstruktur bei TUI. Unter der Überschrift "Corporate Governance" stellt Fredriksen die Frage, ob einzelne Aufsichtsratsmitglieder wirklich objektiv Kontrolle ausüben können, wenn sie zugleich "geschäftliche Beziehungen mit der TUI-Gruppe haben sollen". Ferner kritisiert der Aktionär die Kursentwicklung der TUI-Aktie in der Ära Frenzel.
Der norwegische Investor will auf der Hauptversammlung im Mai Jürgen Krumnow und den früheren österreichischen Bundeskanzler Franz Vranitzky aus dem Aufsichtsrat abwählen lassen. Dafür sollen Fredriksen und sein Vertrauter Tor Olav Troim in das Kontrollgremium einziehen. Dadurch wolle der Reeder sein Investment sichern, sagte Troim. Den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden peilt Fredriksen aber nach wie vor nicht an. Auch an einem Kauf der Reederei Hapag-Lloyd sei der Norweger nicht interessiert, heißt es in dem Brief.
Fredriksen fordert in dem Brief an die TUI-Aktionäre zwei Sitze im Aufsichtsrat, da andere Aktionäre wie die spanische Hotelgruppe Riu bereits mit einem Anteil von drei bis fünf Prozent mit jeweils einem Sitz im Kontrollgremium vertreten sind, berichtet "Welt Online". Außerdem beabsichtige der Norweger anscheinend, auf der Hauptversammlung die Frage nach möglichen Geschäftsbeziehungen zwischen Touristik-Aktionären wie Mordaschow und der TUI sowie daraus resultierenden Interessenkonflikten zu stellen.
Quelle: ntv.de