Keine neuen GDL-Streiks Freude über Bahn-Kompromiss
13.01.2008, 18:17 UhrDie Lokführergewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn haben sich nach zehnmonatigem Ringen auf Lohnerhöhungen im Volumen von elf Prozent geeinigt. Er gehe davon aus, dass ein Scheitern der Tarifverhandlungen und neue Streiks nun ausgeschlossen seien, sagte GDL-Chef Manfred Schell. Es gebe zwar noch einige Einzelheiten zu klären, dies solle aber bis Ende Januar geschehen. Streiks werde es mit 99-prozentiger Sicherheit nicht mehr geben. Auch die Bahn bestätigte die Einigung.
Die Vereinbarung sei in einem Spitzengespräch mit Bahnchef Hartmut Mehdorn erzielt worden, zu dem Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee eingeladen habe, sagte Schell. Hauptvorstand und Tarifkommission der GDL hätten ihr am Sonntag zugestimmt. Konkret habe die Bahn vom 1. Juli 2007 bis 1. März 2008 eine Einmalzahlung von 800 Euro zugesagt. Im März trete dann eine Lohnerhöhung von acht Prozent in Kraft, die im September auf elf Prozent aufgestockt werde. Außerdem sinke die Wochenarbeitszeit der Lokführer ab 1. Februar 2009 von 41 auf 40 Stunden. 
Daneben werde ab März 2008 eine neue Entgeltstruktur für die Lokführer eingeführt, die Berufserfahrung und Qualifikation stärker als bisher berücksichtige, erklärte die GDL. Dadurch liege die Spannbreite der individuellen Lohnerhöhungen zwischen sieben und 15 Prozent.
Suckale: "Grenze des Vertretbaren bereits überschritten"
Die Bahn will die Verhandlungen mit der GDL schon in den nächsten Tagen fortsetzen. "Die jetzt noch offenen Punkte können wir schnell lösen", sagte Bahn-Personalvorstand Margret Suckale am Sonntag in Berlin. Eine Einigung noch in der neuen Woche halte sie für möglich. Suckale verwies mit Blick auf die vereinbarten Einkommenshebungen aber darauf, dass "die Grenze des wirtschaftlich Vertretbaren bereits überschritten" sei. Sie äußerte sich erleichtert, dass eine Streikgefahr den Erklärungen der Gewerkschaft zufolge abgewendet sei.
Auch Tiefensee selbst äußerte sich in Berlin hoch zufrieden. "Wir haben einen Tarifabschluss vor uns, der sowohl für die Beschäftigten der Deutschen Bahn als auch für die Volkswirtschaft von eminent großer Bedeutung ist", sagte der SPD-Politiker. 
Reaktion von Transnet steht aus
Schell wies mit Blick auf die Streitpunkte in den Verhandlungen darauf hin, dass die GDL sich auch künftig in ihren Tarifforderungen nicht mit den beiden anderen Bahngewerkschaften Transnet und GDBA abstimmen müsse. "Es besteht überhaupt kein Einigungszwang, wir sind eigenständiger Tarifpartner der Bahn", betonte er. 
Die Reaktion von Transnet und GDBA, die bereits im Sommer Gehaltssteigerungen von 4,5 Prozent mit der Bahn ausgehandelt hatten, blieb zunächst offen. Ein Transnet-Sprecher sagte, die Tarifkommission der Gewerkschaft werde am 22. und 23. Januar über das weitere Vorgehen beraten. Transnet-Chef Norbert Hansen hatte mit Nachforderungen und Streiks gedroht, falls die GDL mehr herausholen sollte. Der Tarifabschluss zwischen Transnet, GDBA und Bahn enthält für solche Fälle eine Revisionsklausel.
Der zähe Tarifstreit zwischen GDL und Bahn hatte im März 2007 begonnen. Seither war in den Verhandlungen immer wieder der Durchbruch verkündet worden, die abschließende Einigung scheiterte jedoch mehrfach in letzter Minute. Auch die Bundesregierung schaltete sich des öfteren ein, um die zerstrittenen Parteien wieder an einen Tisch zu bringen.
Quelle: ntv.de