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Auf hohem Niveau Frostiges Ifo-Klima

Trotz der glänzenden Aussichten für die Wirtschaft hat die Euphorie der Firmen im Juni einen deutlichen Dämpfer erhalten. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sackte unerwartet deutlich von 108,6 auf 107,0 Punkte, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) am Freitag mitteilte. Damit fiel das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer nach drei Anstiegen in Folge auf das Niveau vom Februar zurück und entfernte sich weiter von seinem 16-Jahres-Rekord vom Dezember. Vor einer Überbewertung des Rückgangs warnte der Wirtschaftsweise Bert Rürup. "Der Aufschwung ist intakt, ich sehe definitiv keine Bedrohung für den Aufschwung", sagte er zu Reuters. Experten von Banken sahen ebenfalls keinen Anlass zur Sorge. Sie deuten den Rückgang aber als Zeichen, dass die Firmen einen Gang zurückschalten. Die Eintrübung der Euphorie bei den Firmen drückte den deutschen Aktienindex ins Minus.

Die 7000 befragten Unternehmen beurteilten sowohl ihre Aussichten als auch ihre Lage weniger zuversichtlich als im Mai. Vor wenigen Tagen hatte bereits das ZEW-Institut erstmals seit langem ein Abflauen der Stimmung bei Investoren und Analysten festgestellt. Die Stimmungseintrübung bei der Ifo-Umfrage zieht sich durch alle Branchen. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe und im Großhandel äußerten sich die Firmen vorsichtiger. Hingegen wirkt sich die höhere Mehrwertsteuer nach Ansicht von Ifo-Experten Hans Günter Russ kaum noch aus und sei auf bestimmte Branchen wie den Kfz-Sektor beschränkt.

Experten: Scheitelpunkt der Konjunktur könnte erreicht sein

Die weiterhin insgesamt gute Stimmung der Firmen wird Russ zufolge auch von den hohen Börsenkursen getragen. Unter dem hohen Eurokurslitten die Unternehmen aber nicht. "Die Schmerzgrenze ist noch nicht erreicht." Im Gegenteil, die Exporterwartungen seien unverändert positiv. Die Exporteure sehen nach Einschätzung ihres Branchenverbandes BGA gute Chancen, in diesem Jahr erstmals Waren im Wert von mehr als einer Billion Euro ins Ausland zu verkaufen. "Wir können das schaffen", sagte BGA-Präsident Anton Börner zu Reuters. Wegen der boomenden Weltwirtschaft erhöhte der Verband seine Prognose für das Wachstum der Ausfuhren von neun auf zehn Prozent. Allein im April exportierten die Firmen gut 13 Prozent mehr als im Vorjahr.

Experten gehen davon aus, dass der Scheitelpunkt des Konjunkturverlaufes erreicht ist. "Vielleicht sind das die ersten Wolken über dem wirtschaftlichen Frühlingserwachen in Deutschland", sagte David Brown von Bear Stearns. Auch Dirk Schumacher von Goldman Sachs rechnet nun mit einer moderateren Gangart. Der Sachverständige Rürup rechnet 2007 mit einem Wachstum von maximal 2,8 Prozent.

Für kommendes Jahr bleiben die Experten aber optimistisch. "Wir erwarten einen deutlichen Anstieg des privaten Verbrauchs", sagte Jürgen Michels von Citigroup. Dann werde das Wachstum auf breiterem Fundament stehen und dürfte deshalb kräftig blieben.

Quelle: ntv.de

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