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US-Airlines im Fokus Fusionswelle im Anrollen

Unter den krisengeplagten US-Fluggesellschaften ist das Heiratsfieber ausgebrochen. Schon diese Woche könnten sich Delta und Northwest zum nach Passagierzahlen weltgrößten Anbieter zusammenschließen. Wie beim Domino dürften rasch weitere Fusionen folgen. Bei der Neuordnung am US-Himmel spielen auch die Deutsche Lufthansa und Air France-KLM eine wichtige Rolle.

Das gegenseitige Werben unter den US-Anbietern dauert schon Jahre. Immer wieder gaben sich die Konkurrenten einen Korb. Meist verhinderten Eitelkeiten und Machtfragen eine Ehe. Spritpreise auf Rekordhöhe und Rezessionsängste treiben die Firmen nun aber einander in die Arme. "Eine Konsolidierung ist sehr wahrscheinlich", sagte Northwest-Chef Doug Steenland den Mitarbeitern. Und er warnte: "Die schlechteste Alternative" könnte sein, selbst nichts zu tun.

Investoren drängen

Auch die bei mehreren Anbietern beteiligten Finanzinvestoren drängen. Sie wollen Einsparungen durch weniger Linien und Drehkreuze sehen. So sollen die Aktienkurse wieder steigen. Mögliche Hürden sind die Gewerkschaften, die sich aber ihr Ja-Wort wohl für Zugeständnisse abkaufen lassen. Auch die Wettbewerbshüter müssen grünes Licht geben. Am besten noch vor der US-Wahl im November, hoffen Beteiligte.

Eine Fusionswelle würde die internationale Hierarchie unter den traditionellen Fluggesellschaften durcheinanderwirbeln. Selbst eine neue Delta-Northwest wäre wohl nur kurz weltweiter Branchenführer nach sogenannten Passagierkilometerzahlen. Die zweitgrößte US-Gesellschaft United Airlines steht für diesen Fall laut US-Medien in den Startlöchern zur Ehe mit Continental, der Nummer vier.

Geld ist Mangelware

Die Fusionen würden vorrangig via Aktientausch erfolgen, so die "New York Times". Nach Insolvenzverfahren fehlt es den meisten US-Fliegern schlicht an Geld. Für zusätzlichen Druck sorgen schon länger als in Europa Billigflieger. Paradebeispiel: Die seit den 70er Jahren operierende und heute riesige Southwest Airlines. Sie zählt im Inland sogar die meisten Passagiere - und fliegt anders als die klassischen Unternehmen seit über drei Jahrzehnten in den schwarzen Zahlen.

Continental zählt unter den problembeladenen US-Anbietern noch zu den solideren Gesellschaften. Doch selbst sie brächte eine Fusion der Rivalen unter Zugzwang, gesteht Konzernchef Lawrence Kellner. "Wir würden dann nicht zögern, selbst aggressiv zu handeln." Keiner will allein und schwach übrig bleiben. Der noch amtierende Branchenprimus American Airlines kann dagegen vorerst nur zusehen. Ihm würde eine größere Übernahme derzeit aus Wettbewerbsgründen wohl kaum genehmigt.

Air-France-KLM will einsteigen

Dafür könnte Europas Nummer eins, die französisch-niederländische Air France-KLM, ein Wort mitreden. Die heiratswilligen Delta und Northwest gehören wie sie zum Luftfahrtbündnis Sky Team. Air France-KLM könnte sich mit einer Milliarde Dollar (690 Mio. Euro) am neuen US-Gespann beteiligen, will das "Wall Street Journal" erfahren haben.

Ende März fallen zudem mit dem Abkommen "Open Sky" Beschränkungen im Luftverkehr zwischen Europa und den USA. Auch die Lufthansa prüft, ob sie das nutzt, um von Städten außerhalb Deutschlands in die USA zu fliegen. Eine Reihe von US-Airlines wie besonders Delta suchen angesichts der Probleme auf dem Heimatmarkt heute schon ihr Heil zunehmend auf der Atlantik-Passage - zum Verdruss auch der Lufthansa.

Beobachtern zufolge käme daher der Lufthansa eine Fusion ihres Star-Alliance-Partners United mit Continental gelegen. So würde der Verbündete gestärkt. Erst kürzlich preschte die Lufthansa zur Überraschung der Branche mit einem knapp 20-prozentigen Einstieg beim gehobenen US-Billigflieger JetBlue vor. Deutlich höheren Anteilen oder gar Übernahmen schieben US-Gesetze einen Riegel vor. Gegen eine Beteiligung der Lufthansa an ihren amerikanischen Bündnispartnern United und US Airways spreche zudem deren Finanzlage, meint ein Insider. Mit der bestehenden Kooperation in der Star Alliance seien die Deutschen ohne zu großes Risiko besser dran.

Quelle: ntv.de

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