Studie zu Bayer-Pille Gefahr durch Trasylol
07.02.2007, 12:04 UhrDas umstrittene Herzmedikament Trasylol von Bayer steht weiter in der Kritik. Einer am späten Dienstag vorgestellten Untersuchung zufolge ist das Risiko für Patienten, nach einer Behandlung mit Trasylol zu sterben, höher als bei vergleichbaren Medikamenten.
In der Untersuchung seien von 1.072 operierten Bypass-Patienten, die das Mittel des Leverkusener Pharmakonzerns erhielten, fast 21 Prozent gestorben, sagte der Autor der Studie, Dennis Mangano von der Ischemia Research and Education Foundation in San Diego. Die Sterberate liege damit zwei Drittel höher als bei Patienten, denen keine Medikamente zur Verringerung des Blutverlusts gegeben wurden.
Bayer wies die Ergebnisse als wenig aussagekräftig zurück und bemängelte den Aufbau der Untersuchung. Ärzte hätten mit Blick auf den Gesundheitszustand der Patienten entschieden, ob sie Trasylol oder eine andere Therapie bekommen sollten. "Dabei erhielten grundsätzlich die Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand und damit auch erhöhtem Sterberisiko Trasylol", hieß es in einer Stellungnahme. Die Studie sei keine Grundlage dafür, den Einsatz des Medikaments einzuschränken. Bayer werde die Ergebnisse der Untersuchung mit den Arzneimittelbehörden und anderen Experten bewerten.
Der Konzern hatte unlängst auf eine breitere Anwendung des Mittels verzichtet, nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA empfohlen hatte, das Präparat nur bei bestimmten Operationen einzusetzen. Trasylol wird Patienten zur Verringerung des Blutverlusts bei Herzoperationen gegeben. Trasylol wurde seit 1985 weltweit rund vier Millionen Patienten verabreicht, allein 2005 waren es etwa 600.000.
In der Studie wurden Daten von 3.876 Patienten mit einer Bypass-Operation aus fünf Jahren untersucht. Die Mehrzahl der Todesfälle in der Studie sei durch Herzanfälle, Herzversagen, Schlaganfälle oder Nierenversagen verursacht worden, sagte Mangano. Die Studien-Ergebnisse sollen diese Woche im "Journal of the American Medical Association" veröffentlicht werden.
Den Studiendaten zufolge lag die Sterberate nach einer Operation bei Einnahme von Trasylol auch höher als bei zwei generischen Alternativ-Arzneien gegen Blutverlust. Zudem kosten die Nachahmermedikamente nur elf bis 44 Dollar pro Patient, wie Studienautor Mangano sagte. Das Bayer-Mittel kostet 1500 Dollar pro Patient. Mangano wies jedoch auch darauf hin, dass einige Ärzte der Ansicht seien, dass die günstigeren Mittel nicht so wirksam wie Trasylol seien.
An der Börse lag die Bayer-Aktie am Mittwoch 0,2 Prozent im Minus bei 44,97 Euro.
Quelle: ntv.de