Preisrutsch alarmiert Experten Gefahren des billigen Öls
12.11.2008, 11:43 UhrDer bekannte US-Ölexperte Matthew Simmons hat den derzeit vergleichsweise niedrigen Ölpreis als "gefährlich" bezeichnet. Ein Preis von 60 Dollar führe dazu, dass westliche Ölkonzerne und auch die Opec aufwendige Projekte einstellen und weniger Öl fördern würden, sagte Simmons dem Radiosender "NDR Info".
Die Nachfrage nach dem Rohstoff sei jedoch trotz der weltweiten Finanzkrise nicht signifkant gesunken. Deshalb rechne er damit, dass es schon in diesem Winter zu Versorgungsengpässen kommen könnte. Sowohl Heizöl als auch Benzin und Erdgas könnten knapp werden, warnte Simmons. Er rechne damit, dass deshalb frühestens im Winter auch der Ölpreis wieder deutlich ansteigen werde. Simmons hält mittelfristig einen Preis von bis zu 300 Dollar für möglich.
Der texanische Investor sorgt seit Jahren mit Publikationen zum Ölangebot für Aufsehen. Unter anderem arbeitete er als Energie-Berater der US-Regierung. Bekannt wurde Simmons durch eine Studie über die Förderung in Saudi-Arabien. Darin vertritt er die These, dass auch die großen Ölfelder am Persischen Golf ihre Höchstfördermarken bereits überschritten haben.
Vor dem Hintergrund pessimistischer Konjunkturerwartungen standen die Ölpreise am Mittwoch weiter unter Druck. Ein Barrel (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Dezember kostete im frühen Handel 59,24 Dollar - das waren neun Cent weniger als zum Handelsschluss am Vortag. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete mit 55,65 Dollar sechs Cent weniger als am Dienstag.
Moskau in Schwierigkeiten
Der russische Finanzminister Alexei Kudrin rechnet nach Informationen der Nachrichtenagentur Interfax für das kommende Jahr mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 50 Dollar je Barrel. Damit steuert die Regierung in Moskau auf massive Probleme zu. Denn wie die Nachrichtenagentur weiter berichtet, basiert der russische Haushaltsentwurf für 2009 auf einem durchschnittlichen Preis von 95 Dollar je Barrel.
Mitarbeiter des Finanzministeriums hätten aber bereits angekündigt, das der Haushalt für 2009 im Dezember auf Basis neuer Preisprognosen überarbeitet werden solle. Der stellvertretende russische Finanzminister Dimitri Pankin hatte Ende Oktober erklärt, dass bei einem Ölpreis von 60 Dollar je Barrel ein ausgeglichener Haushalt erzielt werden könne.
Quelle: ntv.de