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Offen für Chinas Ideen Geithner verwirrt Märkte

US-Finanzminister Timothy Geithner hat die Devisenmärkte mit seinen Äußerungen zu den Reformüberlegungen Chinas für ein neues Währungssystem in Verwirrung gestürzt. Er wies die Anregungen Chinas nicht grundsätzlich zurück, nachdem er zuvor alle Überlegungen, die den Dollar als internationale Leitwährung aufweichen würden, abgelehnt hatte. Beim Dollar kam es darauf zu starken Ausschlägen, die US-Währung verlor gegenüber Euro kurzzeitig an Wert.

Er sei "eigentlich ziemlich offen" für eine Anregung Pekings, sogenannten Sonderziehungsrechten - einer Kunstwährung des Internationalen Währungsfonds - eine größere Rolle einzuräumen, sagte Geithner. Nach Meinung von Fachleuten würde dies auf eine Schwächung des Dollar als internationale Leit- und Reservewährung hinauslaufen. Nach Geithners Ansicht wird der Dollar allerdings wahrscheinlich auch auf lange Sicht die wichtigste Reservewährung bleiben, wie er dann nochmals klarstellte. Sonderziehungsrechte basieren auf einem Währungskorb aus Dollar, Euro, Pfund und Yen.

Vorschlag aus China

Am Dienstag hatte Geithner es zusammen mit US-Präsident Barack Obama und Zentralbankchef Ben Bernanke noch kategorisch abgelehnt, vom Dollar als internationale Leitwährung abzukehren. Der chinesische Zentralbank-Präsident Zhou Xiaochuan hatte zuvor für eine Reform des internationalen Währungssystems plädiert. Zhou brachte den Gedanken ins Spiel, eine internationale Reservewährung zu schaffen, die unabhängig von einzelnen Staaten ist. Die Steuerung sollte der Internationale Währungsfonds (IWF) übernehmen. Über eine Stärkung des IWF in der Finanzkrise soll auch auf dem G20-Gipfel Anfang April in London diskutiert werden.

Geithner betonte am Mittwoch, die USA würden das Notwendige unternehmen, um das Vertrauen in die Finanzmärkte und die Wirtschaft zu stärken. Das werde wiederum den Dollar stützen. Eine stärkere Rolle der Sonderziehungsrechte werde sich eher "evolutionär" und auf Basis der derzeitigen Währungsarchitektur vollziehen, sagte er. Eine "globale Währungsunion" sehe er nicht am Horizont.

Märkte überrascht

Die Aussagen Geithners überraschten die Märkte. Der US- Finanzminister wollte sich wohl aufgeschlossen gegenüber China zeigen, hieß es von einigen, aufgrund der großen Wirkung seiner Worte sollte er aber etwas vorsichtiger sein. Der Wirtschaftsberater von US-Präsident Barack Obama und frühere Chef der Notenbank Federal Reserve, Paul Volcker, äußerte sich sehr zurückhaltend zu einer Reform des Währungssystems. Ein Übergang zu den IWF-Sonderziehungsrechten sei wenig praktikabel, sagte Volcker. Er äußerte zwar Verständnis für die Unzufriedenheit vieler Länder, dass das Währungssystem so abhängig vom Dollar sei. Die Chinesen hätten jedoch selber zu dem Problem beigetragen, weil sie einen Großteil ihrer gigantischen Währungsreserven in Dollar angelegt hätten.

China wolle den IWF stärken und zum Aufsichtsorgan des internationalen Finanzsystems ausbauen, hatte bereits die chinesische Vize-Zentralbank-Chefin Hu Xiaolian am Montag vor Journalisten in Peking gesagt. Die Fähigkeit internationaler Finanzorgane, mit Krisen besser umzugehen und Risiken künftig früher zu erkennen, solle verbessert werden. Die Struktur und Führung des Währungsfonds müssten dafür effizienter gestaltet werden, forderte Hu Xiaolian. Auch sollten die Entwicklungsländer mehr Mitsprache bekommen.

Die Vizezentralbankchefin hatte versichert, dass China auch in Zukunft US-Staatsanleihen kaufen werde. Sie seien ein "wichtiges Element der Investitionsstrategie für die chinesischen Währungsreserven", sagte Hu. "Wir werden diese Praxis fortsetzen." Als größter Kreditgeber der USA hält China nach US-Angaben 681 Mrd. US-Dollar in Schatzanleihen.

Quelle: ntv.de

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